Adenylosuccinat-Lyase-Mangel
Synonym: Adenylosuccinase-Mangel
Englisch: adenylosuccinate lyase deficiency
Definition
Der Adenylosuccinat-Lyase-Mangel ist eine autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselstörung, die durch ein Defizit des Enzyms Adenylosuccinat-Lyase ausgelöst wird. Die Erkrankung ist u.a. durch Krampfanfälle, psychomotorische Retardierung und/oder Regression gekennzeichnet.
Einteilung
Der Adenylosuccinat-Lyase-Mangel wird anhand des Schweregrades in verschiedene Formen eingeteilt:
- Neonatale Form: keine Spontanbewegungen, Atemstillstand und Krampfanfälle aufgrund einer tödlich verlaufenden neonatalen Enzephalopathie
- Typ I: schwere Verlaufsform mit neurologischen Symptomen wie Mikrozephalie, Krampfanfällen, psychomotorischer Retardierung und/oder Regression
- Typ II: moderate, langsam progrediente Verlaufsform
Epidemiologie
Die genaue Prävalenz und Inzidenz des Adenylosuccinat-Lyase-Mangels ist nicht bekannt. Es handelt sich um eine seltene Erkrankung. Bislang (2025) wurden nur etwa 80 Fälle beschrieben.
Ätiopathogenese
Die Ursache des Adenylosuccinat-Lyase-Mangels sind Mutationen, die das ADSL-Gen betreffen. Derzeit (2025) sind ca. 50 verschiedene Mutationen bekannt.
Das betroffene Gen kodiert für die Adenylosuccinat-Lyase. Dieses Enzym ist in die Purinbiosynthese involviert. Es spaltet einerseits Fumarat von 5'-Phosphoribosyl-5-aminoimidazol-4-N-succinocarboxamid (SAICAR) ab und trägt andererseits zur Bildung von Adenosinmonophosphat (AMP) aus Adenylosuccinat bei.
Die verminderte Funktionalität bzw. der komplette Funktionsverlust des Enzyms führt zur Akkumulation von SAICAR und Adenylosuccinat, die durch weitere Enzyme in Succinylaminoimidazolcarboxamidribosid (SAICAr) und Succinyladenosin (S-Ado) umgewandelt werden. Derzeit (2025) geht man davon aus, dass erhöhte Spiegel dieser Moleküle zu einer Schädigung des Gehirngewebes führen.
Klinik
Die neonatale Form führt i.d.R. zum Tod innerhalb der ersten Lebenswochen. Der Onset und die Ausprägung von Typ I und II variieren stark.
Neben der o.g. Symptomatik kommt es seltener auch zu:
Diagnostik
Die Diagnose wird durch den Nachweis von SAICAr und S-Ado im Plasma oder Liquor sowie durch den molekulargenetischen Nachweis einer Mutation im ADSL-Gen gestellt.
Therapie
Derzeit (2025) ist keine Kausaltherapie verfügbar. Die Behandlung ist i.d.R. rein supportiv.
Quellen
- Mastrogiorgio et al., Clinical and molecular characterization of patients with adenylosuccinate lyase deficiency, Orphanet Journal of Rare Diseases, 16:112. 2021
- Orphanet – Adenylosuccinate lyase deficiency, abgerufen am 22.01.2025
- Jurecka et al., Adenylosuccinate lyase deficiency, J Inherit Metab Dis, 38(2):231-242, 2014