Zugang nach Kaplan
nach dem orthopädischen Chirurgen Emanuel Boris Kaplan (1894 – 1980)
Englisch: Kaplan approach
Definition
Der Zugang nach Kaplan ist ein chirurgischer Zugangsweg zum Ellenbogen, der erstmals 1942 von Emanuel Boris Kaplan beschrieben wurde. Er unterscheidet sich vom Kocher-Zugang durch eine weiter anterior gelegene Präparation auf den proximalen Radius.
Indikationen
Hauptindikation für den Zugang nach Kaplan ist die Fraktur des Radiuskopfes (z.B. Mason Typ II) mit einem anterolateralen Abscherfragment. Der Zugang ermöglicht eine gute Visualisierung und erleichtert Bohr- und Arbeitsgänge in anterior-posteriorer Richtung, was eine operative Versorgung mit senkrechter Bohrung zur Frakturlinie und anschließender Verschraubung des Fragmentes erlaubt.
Vorgehen
Lagerung
Die Lagerung des Patienten erfolgt typischerweise in Rückenlage, wobei die betroffene Extremität auf einem Armtisch ausgelagert wird. Alternativ ist auch eine Bauchlage möglich. Der Arm wird für den Eingriff in Pronation gelagert.
Hautschnitt
Der Hautschnitt wird im Vergleich zum Kocher-Zugang weiter anterior platziert. Er erstreckt sich vom Zentrum des lateralen Epikondylus ca. 3,5–4,0 cm nach distal und ist auf das ipsilaterale Metacarpophalangealgelenk I ausgerichtet.
Tiefe Präparation
Der Zugang nach Kaplan nutzt das Intervall zwischen dem Musculus extensor digitorum communis (medial) und den Musculi extensor carpi radialis longus et brevis (lateral). Nach Separation dieser Muskelgruppen wird der Musculus supinator erreicht. In der Tiefe muss das Ligamentum anulare durchtrennt werden, um den Radiuskopf freizulegen.
Risiken
Der Nervus radialis ist aufgrund seiner Lagebeziehung besonders gefährdet. Die Präparation und sämtliche weiteren Arbeitsschritte sollten in voller Pronation des Unterarms erfolgen, um das Risiko einer Nervenläsion zu minimieren.
Wundverschluss
Das Ligamentum anulare muss zusammen mit der Kapsel sorgfältig verschlossen werden (End-zu-End-Naht oder knöcherne Refixation), da es ein wichtiger Stabilisator gegen die Ventralisation des Radiuskopfes ist. Anschließend erfolgt der schichtweise Wundverschluss mit suffizientem Faszienverschluss und Hautnaht.
Quelle
- Wegmann et al., Zugang nach Kaplan, In: Müller L, Hollinger B, Burkhart K, Hrsg. Expertise Ellenbogen. 1. Auflage, Stuttgart: Thieme, 2016