Verhaltensstörung aufgrund pränataler Schädigung durch Alkohol
Abkürzung: VS-PAE
Englisch: neurobehavioral disorder associated with prenatal alcohol exposure
Definition
Die Verhaltensstörung aufgrund pränataler Schädigung durch Alkohol, kurz VS-PAE, ist eine psychische Störung, die im Forschungsteil des DSM-5 gelistet wird. Hauptkennzeichen ist die Beeinträchtigung in neurokognitiven, verhaltensbezogenen und adaptiven Funktionen aufgrund pränataler Alkoholexposition.
Abgrenzung
Die VS-PAE umfasst die kognitiven, behavioralen und entwicklungsbezogenen Aspekte der fetalen Alkoholspektrumstörung. Das fetale Alkoholsyndrom, dass u.a. eine alkoholbedingte Gesichtsdysmorpie und eine Wachstumsverzögerung beinhaltet, ist somit von der VS-PAE abzugrenzen und kann nur als ein Hinweis auf eine VS-PAE gesehen werden. Wenn Betroffene sowohl strukturelle, neurophysiologische Abnormalitäten als auch verhaltensbezogene Auffälligkeiten zeigen, liegt eine Komorbidität von fetalem Alkoholsyndrom und VS-PAE vor.
Epidemiologie
Genaue Angaben zur Prävalenz der VS-PAE fehlen, sie soll jedoch zwischen 2% und 5% liegen.
Symptome
Anamnestisch besteht eine Alkoholexposition während der Schwangerschaft. Postnatal zeigen sich beeinträchtigte neurokognitive Funktionen, u.a:
- Intelligenzminderung (IQ < 70),
- reduzierte Exekutivfunktionen,
- Lernschwierigkeiten,
- Gedächtnisstörungen und/oder
- Störungen im visuell-räumlichen Denken.
Weiterhin ist die Selbstregulation vermindert, was sich in einer verminderten Impulskontrolle, Aufmerksamkeit oder einer Störung der Affekt- oder Verhaltensregulation zeigt. Daneben sind adaptive Funktionen (Kommunikation, Interaktion, Motorik, alltägliche Lebensführung) beeinträchtigt.
Bei den Betroffenen besteht ein erhöhtes Suizidrisiko.
Differentialdiagnose
Für die Diagnosestellung sind auszuschließen:
- Postnataler Substanzkonsum
- Andere medizinische Krankheitsfaktoren (z.B. Delir, Demenz, Schädel-Hirn-Trauma)
- Vernachlässigung durch Umwelt
- Genetische Ursachen (z.B. Down-Syndrom)
Therapie
Es gibt eine Reihe von Interventionsprogrammen zum Umgang mit der Störung. Diese fokussieren sich auf die Entwicklung und Förderung der beeinträchtigten Fähigkeiten sowie eine Verbesserung der Mutter-Kind-Beziehung. Zudem soll das disruptive Verhalten des Kindes abgemildert werden und die Selbstregulation gefördert werden.
Quellen
- Kable, J. A., O’Connor, M. J., Olson, H. C., Paley, B., Mattson, S. N., Anderson, S. M., & Riley, E. P. (2016). Neurobehavioral disorder associated with prenatal alcohol exposure (ND-PAE): Proposed DSM-5 diagnosis. Child Psychiatry & Human Development, 47(2), 335-346.
- Hagan, J. F., Balachova, T., Bertrand, J., Chasnoff, I., Dang, E., Fernandez-Baca, D., ... & Sloane, M. (2016). Neurobehavioral disorder associated with prenatal alcohol exposure. Pediatrics, 138(4), e20151553.
- Falkai, P., & Wittchen, H.-U. (2015). Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen DSM-5. Hogrefe, Göttingen.
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