Stammzellapherese
Definition
Unter dem Begriff Stammzellapherese versteht man ein technisches Verfahren zur Isolierung bzw. Herausfilterung von Stammzellen aus dem Blut. Das dabei entstehende Produkt – auch Apheresat genannt – eignet sich zum Therapieren von verschiedenen Krankheitsbilder. Das Produkt kann dem Spender selbst (autologe Anwendung) oder einem anderen Patienten (allogene Anwendung) bei vorliegender Merkmalskompatibilität verabreicht werden. Ein Vorteil der Stammzellapherese gegenüber einer Knochenmarkspende ist der geringere Aufwand und das Vermeiden invasiver Schritte unter Vollnarkose.
Vorbereitung
- Die meisten Blutzellen verlassen das Knochenmark ausdifferenziert zu weißen oder roten Blutkörperchen. Ein sehr kleiner Anteil verlässt das Knochenmark noch als pluripotente Zellen und zirkuliert im menschlichen Blutkreislauf. Die Stammzellapherese hat das Ziel, genau diese noch zur Differenzierung befähigten Zellen aus dem Blut herauszufiltern.
- Wie bei allen körperlichen Spenden muss auch bei einer geplanten Stammzellapherese zuvor eine Freigabe des Spenders durch das ärztliche Personal erfolgen. Die Vorbereitung umfasst eine ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung (u.a. Blutbild, Serologie zum Ausschluss von Virusinfektion, Ultraschall der Milz, EKG) und Aufklärung.
- Der überwiegende Teil der pluripotenten Stammzellen verbleibt im Knochenmark, sodass unter normalen Bedingungen nur eine sehr geringe Anzahl an Stammzellen im Blutkreislauf zu finden ist. Aus diesem Grund wird vor der Stammzellapherese eine Stammzellmobilisierung durchgeführt, bei der das Wachstumshormon G-CSF zum Einsatz kommt. Dadurch kommt es zu einer Produktionssteigerung und Ausschwemmung der Stammzellen aus der Knochenmarksnische, wodurch anteilsmäßig der Gehalt an frei zirkulierenden pluripotenten Zellen ansteigt.
Entnahme und Filterung
Der Spender wird an ein Apheresegerät angeschlossen, was zum Einen die Blutentnahme steuert und zum Anderen die Trennung der verschiedenen Blutbestandteile vornimmt. Dazu werden dem Spender in der Regel zwei Venenkatheter gesetzt, über die die Maschine das Blut kontrolliert entnimmt. Durch eine starke Zentrifugation werden die Blutbestandteile nach ihrer Dichte aufgetrennt und es erfolgt die Entnahme der gewünschten pluripotenten Blutstammzellen. In der Regel wird zusätzlich Blutplasma des Spenders entnommen, um das Präparat mit den Stammzellen ggf. zu verdünnen. Der Rest des Apheresates wird wieder durchmischt und dem Patienten kontrolliert zurückgegeben.
Nach den Richtlinien der Bundesärztekammer sollte das im Rahmen der Apherese prozessierte Blutvolumen das Vierfache des Blutvolumens des Spender nicht überschreiten. Es dürfen maximal 15 % des Körperblutvolumens entnommen werden. Die maximale Verfahrensdauer liegt bei 5 Stunden. Je nach Konzentration der Stammzellen kann die Dauer des Verfahrens verkürzt werden.[1]
Die Konzentration des gewonnenen Zellmaterials ist unter anderem abhängig von Alter, Geschlecht und Allgemeinzustand des Spenders. Im Falle, dass nicht genügend Zellmaterial gewonnen werden konnte, kann die Stammzellapherese ein bis zwei Tage später noch einmal wiederholt werden. Während der Gesamten Apherese wird permanent Zitratlösung zur Gerinnungsprophylaxe verabreicht. Das gewonnene Präparat wird nach Entnahme sofort gekühlt; entweder bei 4 – 9 °C in einem Kühlhaus, oder durch das Verfahren der Kyrokonservierung bei rund – 170 °C.
Nebenwirkungen
...bei Medikation mit G-CSF
- grippeartige Symptome
- Knochen- und Gelenkschmerzen
- depressive Verstimmungen
- Kopfschmerzen
Die Symptome können mit Analgetika wie Paracetamol gelindert werden. nichtsteroidale Antirheumatika sind kontraindiziert, da sie die Eigenschaften von Thrombozyten beeinflussen, was sich negativ auf die Apherese auswirken kann.
Die Behandlung mit G-CSF kann zu einer Vergrößerung der Milz führen, was in selten Fällen eine Ruptur des Organs verursachen kann. Aus diesen Grund wird im Rahmen der Voruntersuchung sonografisch eine vorbestehende Milzvergrößerung ausgeschlossen.
...während der Apherese
- Unwohlsein
- Übelkeit
- Schwindel
- Schmerzen in den Armen durch eingeschränkte Bewegungsfähigkeit
- Kribbeln von Händen und Brennen der Einstichstelle als Folge einer Zitratreaktion
- Kreislaufbeschwerden
- Kollaps (sehr selten)
Anwendungsgebiete
- als Konservierung von Stammzellen vor einer starken Chemo- oder Strahlentherapie
- zur Therapie verschiedener Krankheiten – v. a. Leukämie – bei denen ansonsten eine Knochenmarkentnahme zur Gewinnung von Stammzellen notwendig wäre
um diese Funktion zu nutzen.