Schlafentzugstherapie
Synonyme: Wachtherapie, Schlafdeprivation
Englisch: sleep deprivation
Definition
Als Schlafentzugstherapie wird die therapeutische Restriktion des Nachtschlafes unter kontrollierten Bedingungen während eines stationären Aufenthaltes bezeichnet.
Indikationen
Hauptindikation des Schlafentzuges ist die depressive Episode. Die Schlafentzugstherapie ist jedoch keine eigenständige Therapieform. Sie soll stets in Kombination mit Psychopharmakotherapie und Psychotherapie angewandt werden. Weitere Indikationen sind:
- Verkürzung der Wirklatenz von Antidepressiva
- zusätzliche Therapie bei therapieresistenten Depressionen
- Verfahren zur Differentialdiagnose zwischen depressiver Pseudodemenz und Demenzerkrankungen
Wirkmechanismus
Der eigentliche Wirkmechanismus ist bislang nicht geklärt. Bei depressiven Patienten ist in den meisten Fällen die Schlafarchitektur gestört. Die REM-Phasen sind meist vorverlagert und verlängert. Durch die Schlafentzugstherapie soll es zu einer Resynchronisation und Wiederherstellung der ursprünglichen Schlafarchitektur kommen. 50-60% der Patienten weisen am ersten Tag nach dem Schlafentzug bereits eine deutlich gebesserte Stimmung auf. Dieser Effekt ist jedoch meist schon nach dem ersten Nachtschlaf aufgehoben. Anhaltende Remissionen sind sehr selten.
Anwendungsformen
Man unterscheidet folgende Formen der Schlafentzugstherapie:
- Partieller Schlafentzug
- Totaler Schlafentzug
- Kombinationen von partiellem und totalem Schlafentzug
Die Therapie sollte wenn möglich stationär mit mehreren Patienten gleichzeitig durchgeführt werden. Die Gruppe sollte von diplomiertem Krankenhauspersonal überwacht werden, da das Einnicken der Patienten und kurze Schlafepisoden unbedingt vermieden werden müssen. Zu Beginn der Schlafentzugstherapie sollten dämpfende Medikamente abgesetzt werden.
Partieller Schlafentzug
Der Patient geht abends gewöhnlich zu Bett und wird um 01:30 des nächsten Morgens geweckt. Er soll die zweite Nachthälfte wach bleiben und erst wieder am Abend dieses Tages zu seiner üblichen Schlafenszeit zu Bett gehen. Die Durchführung des partiellen Schlafentzuges ist bis zu 2 Mal pro Woche möglich.
Totaler Schlafentzug
Am ersten Tag soll der Patient um 07:00 morgens geweckt werden. Er sollte nun die erste und zweite Nachthälfte durchwachen und erst wieder um 19:00 am Tag 2 Schlafen gehen (36 Stunden Schlafentzug sollen erreicht werden). Am Tag 3 wird er abermals um 07:00 geweckt. Die Wiederholung dieses Vorganges kann alle 5-7 Tage erfolgen.
Nebenwirkungen
Im Allgemeinen ist die Schlafentzugstherapie ein nebenwirkungsarmes Therapieverfahren. Häufig klagen die Patienten nach durchgeführter Therapie über Müdigkeit, Schläfrigkeit und Kopfschmerzen. Selten kann die Schlafentzugstherapie auch krankheitsprovozierend wirken. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen:
- Akute Suizidalität
- Schizophrene Manifestationen, Psychosen
- Epileptische Anfälle
- Manie
- Verschlechterungen der depressiven Symptomatik
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