Pusher-Syndrom
von englisch: to push - drücken
Synonym: Pusher-Symptomatik
Englisch: Pusher syndrome
1. Definition
Der Begriff Pusher-Syndrom beschreibt ein neurologisches Krankheitsbild, das typischerweise nach einem Schlaganfall und einer daraus resultierenden Hemiparese auftritt – insbesondere bei Läsionen des posterioren Thalamus. Es zeichnet sich durch eine gestörte Wahrnehmung der Körperhaltung im Raum aus.
- ICD-10: R29.3 (Abnorme Körperhaltungen)
2. Klinik
In Folge der Hemiparese nehmen Patienten ihre Körperhaltung als aufrecht wahr, obwohl sie tatsächlich zur betroffenen Seite geneigt sind. Bei gerader Körperhaltung hat der Patient das Gefühl zur gesunden Seite zu kippen und drückt daher aktiv mit der nicht betroffenen Extremität gegen Widerstand und lehnt sich so zur paretischen Körperseite.
Die visuelle Wahrnehmung der Vertikale bleibt intakt, Patienten erkennen also optisch ihre Schieflage, können sie aber motorisch nicht korrigieren. Wenn Therapeuten versuchen, den Patienten in eine aufrechte Position zu bringen, reagiert dieser mit aktivem Gegendruck.
3. Diagnostik
Bei der Diagnostik wird häufig die Scale for Contraversive Pushing (SCP) verwendet, um den Schweregrad des Syndroms zu erfassen. Zudem kann die Haltung des Patienten im Sitzen und Stehen beobachtet werden, um das aktive Drücken zur paretischen Seite zu identifizieren.
4. Therapie
Die Therapie konzentriert sich darauf, die fehlerhafte Körperwahrnehmung zu korrigieren und den Patienten in eine stabile, aufrechte Haltung zu bringen. Dabei werden insbesondere visuelle Rückmeldungen genutzt (Spiegeltherapie, Orientierung an vertikalen Linien). Zudem spielen gezielte Gleichgewichts- und Gewichtsverlagerungsübungen eine wichtige Rolle. Physiotherapeutische Maßnahmen, die auf propriozeptiven Reizen basieren, unterstützen die Verbesserung der Körperwahrnehmung. Auch die Integration von funktionellen Bewegungen in den Alltag hilft den Patienten, ihre Haltung aktiv zu korrigieren.
5. Quelle
- Karnath et al. Klinische Neuropsychologie – Kognitive Neurologie, Thieme, 2014