Muskelkater
Synonyme: muskuläre Mikroläsionen, muskuläre Mikrorisse
Englisch: delayed onset muscle soreness, DOMS, charley horse, stiffness after exertion, aching muscles, muscle ache, sore muscles
Definition
Terminologie
In der englischsprachigen Fachliteratur wird in der Regel der Begriff delayed onset muscle soreness verwendet. In einigen deutschsprachigen Quellen wird die Delayed-Onset Muscle Soreness allerdings auch als eine eigene Entität für den verzögert eintretenden Muskelkater geführt.
Symptome
Häufig tritt der Schmerz nach ca. 24-36 Stunden auf, dauert bis zu einer Woche und lässt sich als Verdickung des Muskels wahrnehmen. Die betroffenen Muskeln sind oft steif, hart, eigenartig kraftlos, sie schmerzen bei Bewegungen und bei Druckausübung auf die betroffene Muskulatur.
Physiologie
Früher nahm man an, dass der Muskelkater das Resultat von Laktatanhäufung oder anderer Stoffwechselprodukte sei. Dies lässt sich mittlerweile ausschließen.
Der Schmerz entsteht dadurch, dass vereinzelte, kleine Risse in der Muskelfaser auftreten, die durch exzentrische Kontraktionen zu begründen sind. Dies bedeutet, dass die Muskelfaser mit Kräften gedehnt wurde, die über die Grenzwerte hinausgehen, die der kontraktile Apparat bei exzentrischer Kontraktion, also Dehnung gegen die Muskelkraft, bewältigen kann. Man spricht von sogenannten Mikroläsionen oder Mikrorissen. Aufgrund dieser Veränderungen entsteht ein vergleichbarer Schmerz beispielweise auch nach einer intramuskulären Injektion bzw. Operation oder bei einem Muskelkrampf. Im Rahmen des Sports sind häufig die schnellen motorischen Einheiten betroffen, da Messungen Zellstörungen in Muskelfasern des Typs II fanden.
Morphologische Veränderungen
Unter dem Elektronenmikroskop betrachtet, lassen sich Verletzungen der Z-Scheiben, die durch die an ihnen befestigten Actinfilamente verursacht werden, erkennen. Etwa 30% der Z-Scheiben sind geschädigt und nicht die gesamte Muskelfaser; in diesem Fall würde die Verletzung als Muskelfaserriss diagnostiziert werden.
In die betroffenen Regionen tritt Wasser ein und es kommt zur Schwellung, welche dementsprechend mit einer Mangeldurchblutung einhergeht, was weitere Schmerzen verursacht. Es stellt sich die Frage, warum der Schmerz meist erst nach einem Tag zu spüren ist. Dadurch, dass die Nervenenden, die für die Schmerzempfindung zuständig sind, außerhalb der Muskelfaser im Bindegewebe liegen, werden zunächst die Strukturen in der Zelle abgebaut, die Spaltprodukte können die Schmerzrezeptoren nach dem Austritt unmittelbar reizen oder mittelbar dadurch, dass sie Wasser in die Zelle ziehen.
Bildgebung
Ein Muskelkater zeigt sich in der Magnetresonanztomographie (MRT) durch ein diffuses T2w-hyperintenses Ödem in den betroffenen Muskelgruppen.
Therapie
Sowohl im Freizeit- als auch im Leistungssportbereich werden zahlreiche Methoden angewendet, um Muskelkater zu vermeiden oder seine Symptome zu reduzieren. Dazu zählen u.a.:
- Thermotherapie und Kryotherapie (in Form von Wechselbädern, entsprechenden Kompressen, Sauna oder kurzem kalten Duschen)
- leichte Massagen
- regenerative Dauerläufe
- Stretching
- Medikamente (z.B. NSAR)
Eine wirksame Kausaltherapie ist bis zum jetzigen Zeitpunkt (2022) jedoch nicht bekannt.
Vorbeugung
Eine erfolgsgarantierende Methode ist auch hier nicht möglich. Doch zeigen sich besonders gründliches Aufwärmen, langsames steigern der Übung und gezielte Lockerung der Muskulatur als sinnvoll. Dehnen der entsprechenden Muskulatur kann auch vorbeugend wirken, jedoch ist dies nicht wissenschaftlich belegt. Da intensives Dehnen sich auf den Dehnreflex auswirkt, können Verletzungen nach Meinung einiger Autoren auch und gerade durch das Dehnen entstehen.