Morbus Köhler II
nach Alban Köhler (deutscher Radiologe) und Albert Freiberg (US-Chirurg)
Synonyme: Morbus Freiberg; Köhler-Freiberg-Krankheit
Englisch: Freiberg's disease
Definition
Der Morbus Köhler II ist eine aseptische Knochennekrose im Kopf der Ossa metatarsalia II-IV.
- ICD-10-Code: M87.07
siehe auch: Morbus Köhler I
Epidemiologie
Mit einem Geschlechterverhältnis von 5:1 (w:m) ist der Morbus Köhler II die einzige aseptische Knochennekrose, die häufiger bei jungen Mädchen auftritt. Der Altersgipfel liegt bei 11 bis 17 Jahren.[1] Die Erkrankung ist eher selten, genaue Inzidenzdaten liegen nicht vor.
Ätiologie
Die genaue Ursache ist unklar. Es werden unter anderem eine zeitweise intraossäre Ischämie durch embolische Gefäßverschlüsse, Infektionen, Traumen, Gefäßspasmen, vegetative Dysregulation oder Gefäßarrosionen diskutiert. Lebensgewohnheiten und Ernährung scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen. Es besteht eine familiäre Häufung.
Symptome
Die Patienten geben eine Schwellung und Schmerzen im Mittel- und Vorfußbereich an – vor allem bei Belastung. Die Abrollbewegung ist schmerzhaft, sodass im fortgeschrittenen Stadium oft ein Schmerzhinken vorliegt.
Meist ist nur ein Fuß betroffen, bilaterale Verläufe finden sich in unter 10 % der Fälle. Hauptsächlich ist das Os metatarsale II betroffen (68 % der Fälle), seltener III (27 %) oder IV (3 %).[1]
Diagnose
- Palpation: Druckschmerz über den betroffenen Metatarsalköpfchen
- Röntgen des Mittel- und Vorfußes in 2 Ebenen
Radiologische Stadieneinteilung
- Stadium I: Keine sichtbaren Veränderungen
- Stadium II: Verdichtung des Mittelfußköpfchens
- Stadium III: Fragmentation des Mittelfußköpfchens
- Stadium IV: Arthrose des Zehengrundgelenks
Therapie
Konservativ
Die konservative Therapie zielt auf Durchblutungsförderung und Entlastung. In leichten Fällen kann die Symptomatik durch Sportverbot und entlastende Verbände (z.B. Unterschenkelgipsverband für vier bis sechs Wochen) zur Rückbildung gebracht werden. Weitere Optionen sind Einlagenversorgung, physiotherapeutische Behandlung, lokale durchblutungsfördernde Maßnahmen (z.B. Finalgon®-Salbe) und Prostaglandinanaloga.
Operativ
Wenn die Beschwerden trotz konservativer Maßnahmen weiter bestehen, kann eine operative Therapie versucht werden. Chirurgische Maßnahmen zur Verbesserung der Gefäßeinsprossung (Bohrung) liefern häufig keine überzeugenden Ergebnisse.
Bei nur geringem Gelenkverschleiß und mobilem Zehengrundgelenk kann eine Gelenktoilette ausreichend sein. Wenn nur die obere Hälfte des Metatarsalköpfchens degenerativ verändert ist, der plantare Kondylus aber noch Knorpel aufweist, bietet eine dorsale Keilosteotomie mit anschließender Fixation (transossäre Nähte oder Kirschnerdraht) Aussicht auf Erfolg.
Prognose
Der Verlauf der Erkrankung hängt davon ab, ob und wie bald eine Revaskularisation des Knochens stattfindet. Eine frühzeitige Diagnosestellung ist daher von großer Bedeutung.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Cerrato, Freiberg's disease. Foot and Ankle Clinics, 2011.