Manchester Scar Scale
Englisch: Manchester scar scale
Definition
Die Manchester Scar Scale, kurz MSS, ist ein klinisches Instrument zur reproduzierbaren Beurteilung der Narbenqualität, insbesondere bei linearen postoperativen Narben.
Aufbau
Die Manchester Scar Scale erfasst fünf Hauptparameter, die nach folgendem Schema mit Punkten bewertet werden:
| Bewertungskriterium | Beschreibung | Punkte |
|---|---|---|
| Farbe (im Vergleich zur umgebenden Haut) | Perfekt | 1 |
| Leichte Abweichung | 2 | |
| Deutliche Abweichung | 3 | |
| Grobe Abweichung | 4 | |
| Oberflächenglanz | Matt | 1 |
| Glänzend | 2 | |
| Kontur |
Eben mit umgebender Haut |
1 |
| Leicht uneben | 2 | |
| Hypertroph | 3 | |
| Keloid | 4 | |
| Deformation | Keine | 1 |
| Leicht | 2 | |
| Mäßig | 3 | |
| Schwer | 4 | |
| Textur | Normal | 1 |
| Tastbar | 2 | |
| Fest | 3 | |
| Hart | 4 |
Niedrigere Punktwerte stehen für ein besseres (ästhetisch unauffälligeres) Narbenbild.
Die minimale Gesamtpunktzahl beträgt 5 Punkte, die maximale Punktzahl 18 Punkte. Höhere Werte gehen mit einer schlechteren Narbenqualität einher.
Klinische Anwendung
Die Manchester Scar Scale wird hauptsächlich eingesetzt bei:
- postoperativen linearen Narben (z. B. nach plastisch-chirurgischen oder dermatologischen Eingriffen),
- Vergleichsstudien zu Nahttechniken oder Wundverschlusssystemen
- klinischen Verlaufskontrollen nach Narbentherapien (z. B. Silikon, Laser, topische Präparate)
- Forschungsprojekten, bei denen eine visuelle, standardisierte Bewertung erforderlich ist
Die Beurteilung kann am Patienten oder anhand von Fotografien durchgeführt werden und gilt als schnell und praktikabel für die klinische Routine.
Limitationen
- Subjektive Bewertungen führen zu einer erhöhten Interrater-Variabilität
- Keine Gewichtung einzelner Merkmale nach klinischer Relevanz
- Fehlende Erfassung der Narbenausdehnung, einem wichtigen Faktor linearer Narben
- Patientenbezogene Symptome sind nicht in die Skala integriert
Alternative Skalen
- Patient and Observer Scar Assessment Scale (POSAS): Kombination aus Arzt- und Patientenskala; erfasst zusätzlich Symptome wie Schmerz und Juckreiz
- Scar Cosmesis Assessment and Rating Scale (SCAR Scale): Speziell für lineare chirurgische Narben entwickelt; fotografisch validiert
- Vancouver Scar Scale (VSS): Beurteilung von Vaskularität, Pigmentierung, Pliabilität und Höhe
- Stony Brook Scar Evaluation Scale (SBSES): Beurteilung von Narbenbreite, Elevation/Depression, Verfärbung, sichtbare Nahtmarken und Gesamteindruck.
Literatur
- Beausang et al. A New Quantitative Scale for Clinical Scar Assessment.Plastic and Reconstructive Surgery. 1998;102(6):1954–61. doi:10.1097/00006534-199811000-00022.
- Hallam et al. A Practical and Objective Approach to Scar Colour Assessment.JPRAS. 2013;66(10):e271–6. doi:10.1016/j.bjps.2013.06.021
- Nishimon et al., Evaluation of Epithelialization: Fluorescence Visualization Versus Manchester Scar Scale Versus Visual Analog Scale, Annals of Plastic Surgery, 2025