Interrater-Variabilität
Synonyme: Beurteilerabweichung, Beurteilervariabilität
Englisch: inter-rater variability
Definition
Die Interrater-Variabilität ist ein Maß für die Streuung bzw. Abweichung zwischen verschiedenen Beurteilern bzw. "Ratern", die unabhängig voneinander dasselbe Merkmal an denselben Untersuchungseinheiten bewerten.
Sie ist das Gegenstück der Interrater-Reliabilität.
Abgrenzung
| Begriff | Bedeutung | Konsequenz |
|---|---|---|
| Interrater-Reliabilität | Grad der Übereinstimmung zwischen Beurteilern | Hohe Reliabilität → geringe Variabilität |
| Interrater-Variabilität | Grad der Streuung bzw. Abweichung zwischen Beurteilern | Hohe Variabilität → niedrige Reliabilität |
Der Begriff "Interrater-Variabilität" überschneidet sich mit dem Terminus "Interobserver-Variabilität", der vor allem in der Verhaltensforschung und -biologie verwendet wird.
Hintergrund
In Forschung und Praxis werden viele Merkmale nicht automatisiert oder instrumentell erfasst, sondern durch Menschen beurteilt. Dies betrifft z.B. bildgebende Diagnostik, klinische Skalen und psychologische Tests. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, dass das Ergebnis nicht davon abhängt, wer die Beurteilung durchführt, sondern dass bei gleichen Bedingungen das gleiche Ergebnis herauskommt. Die Interrater-Variabilität gibt darüber Auskunft, inwieweit dieses Kriterium erfüllt ist.
Anwendungsbeispiele
- Beurteilung von Läsionen in der Bildgebung durch mehrere Radiologen
- Klassifikation psychischer Störungen durch verschiedene Therapeuten
- Bewertung standardisierter Testantworten durch geschulte Rater
- Einschätzung von Symptomausprägung auf klinischen Skalen durch medizinisches Personal