Lyse-Zeitfenster
Definition
Das Lyse-Zeitfenster beschreibt beim ischämischen Schlaganfall den Zeitraum nach Symptombeginn, in dem eine systemische Thrombolyse durchgeführt werden kann, um das ischämische Hirngewebe zu rekanalisieren und dauerhafte Schäden zu verhindern.
Hintergrund
Das Lyse-Zeitfenster ist eng begrenzt, da das Hirngewebe besonders empfindlich gegenüber Sauerstoffmangel ist und der therapeutische Nutzen mit jeder Minute abnimmt, während das Risiko für Komplikationen, insbesondere intrazerebrale Blutungen, ansteigt.
Das klassische Lyse-Zeitfenster beträgt bis zu 4,5 Stunden nach Symptombeginn. Innerhalb dieses Zeitraums ist die intravenöse Verabreichung von Alteplase als kausale Therapie des akuten ischämischen Schlaganfalls gut untersucht und zugelassen. In den ersten 90 Minuten nach Symptombeginn ist die Wirksamkeit am höchsten, was sich in deutlich besseren funktionellen Ergebnissen und einer geringeren Mortalität zeigt. Ab etwa drei Stunden nimmt der Therapieeffekt messbar ab, während das Risiko für symptomatische intrazerebrale Blutungen zunimmt. Diese Nutzen-Risiko-Abwägung bildet die Grundlage für die Begrenzung des Zeitfensters auf 4,5 Stunden.
Moderne bildgebende Verfahren wie die Perfusions-CT oder diffusionsgewichtete MRT ermöglichen es, den Zustand des Hirngewebes genauer einzuschätzen. Insbesondere die Differenz zwischen Infarktkern und Penumbra kann hierdurch dargestellt werden, wodurch sich in geeigneten Fällen ein erweitertes Lyse-Zeitfenster von bis zu 9 Stunden eröffnet.
Literatur
- AWMF S2e-Leitlinie: Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls, Deutsche Gesellschaft für Neurologie & Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft, 2022.
- Al-Ajlan FS, Golden Hour Intravenous Thrombolysis for Acute Ischemic Stroke, 2024, PubMed ID: 38922985
- Sharma R, Advances in Treatments for Acute Ischemic Stroke, 2025, PubMed ID: 40335091