Schwarze Haarzunge
Synonyme: Melanoglossie, Nigritis linguae, Lingua villosa nigra, Lingua pilosa nigra
Englisch: black hairy tongue, furry tongue
Definition
Als Schwarze Haarzunge wird eine seltene Veränderung der Zunge bezeichnet, die durch einen dunklen, pelzigen Zungenbelag charakterisiert ist.
- ICD10-Code: K14.3
Pathophysiologie
Die Schwarze Haarzunge entsteht durch die Verlängerung der Papillae filiformes der Zunge in Folge einer verstärkten Hornbildung (Hyperkeratose). Das aufsitzende Keratin wird wahrscheinlich durch Nahrungspigmente und bakterielle Zersetzungsprozesse verfärbt.
Auslösend für die Hyperkeratose sind häufig Reizstoffe, unter anderem Teer, Medikamente (Antibiotika) oder zu intensiver Gebrauch von Mundspüllösungen (z.B. Chlorhexidin). Weitere mögliche Faktoren sind ein Niacinmangel, die Ernährungsform sowie eine vorliegende Hyposalivation.
Symptome
Die Zunge zeigt bei oraler Inspektion mit dem Zungenspatel einen pelzigen, bräunlichen bis bräunlich-schwarzen Belag. Er ist meist im mittleren und hinteren Drittel des Zungenrückens am stärksten ausgeprägt. Bei extremer Ausprägung kann der Belag zu Schluck- oder Sprechstörungen führen.
Sekundäre Infektionen mit Candida albicans können auftreten und zum Zungenbrennen führen.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ausprägung der Haarzunge. In leichten Fällen führt in der Regel die Umstellung der Ernährung und Meidung von Noxen (z.B. Rauchen) zu einem Rückgang der Symptome. In einigen Studien wurde ein positiver Effekt von Nicotinamid beschrieben. Bei Candida albicans-Befall wird ein topisches Antimykotikum angewandt.
In ausgeprägten Fällen kann die chirurgische Abtragung der Hyperkeratosen notwendig sein.
Podcast
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