Limbus vertebrae
Englisch: limbus vertebra
Definition
Als Limbus vertebrae bezeichnet man ein nicht verschmolzenes sekundäres Ossifikationszentrum eines Wirbelkörpers. Es entsteht infolge einer intravertebralen Bandscheibenherniation (Schmorl-Knötchen) unterhalb der Apophyse.
Ätiologie
Die Ringapophysen der Wirbelkörper fusionieren im frühen Erwachsenenalter mit den Wirbelkörpern. Kommt es vor Fusion zu einem intravertebralen Bandscheibenvorfall im Randbereich des Wirbelkörpers, kann ein knöchernes Fragment der Apophyse vom restlichen Wirbel abgetrennt werden.
Die genaue Ursache ist unklar. Es besteht eine Assoziation zu meist unbewussten Traumata und anderen, vorzeitigen degenerativen Wirbelsäulenveränderungen (multiple Schmorl-Knötchen, Morbus Scheuermann).
Klinik
Bei anteriorer Lage kann es zu Rückenschmerzen, bei posteriorer Lage zu Nervenwurzelkompression und radikulären Symptomen kommen. In der Regel treten jedoch keine Beschwerden auf.
Lokalisation
Am häufigsten tritt ein Limbus vertebrae an der mittleren BWS, seltener an der mittleren HWS und an der LWS auf. Es ist fast immer vorne lokalisiert, an der BWS und LWS meist anterosuperior, an der HWS meist anteroinferior.
Radiologie
Im konventionellen Röntgen und in der Computertomographie (CT) findet sich ein dreieckiges, randständig sklerosiertes Knochenfragment. Angrenzend zeigt sich ein passender sklerosierter Wirbelkörperdefekt am Ober- oder Unterrand des Wirbelkörpers. In der Akutphase fehlt die randständige Sklerosierung. Bei Kindern kann das Fragment bei noch fehlender Sklerosierung eventuell nicht sichtbar sein.
In der Magnetresonanztomographie (MRT) ist das Fragment T1w- und T2w-hypointens und meist nicht von den hypointensen Bändern zu unterscheiden. In der Akutphase kann ein geringes Wirbelkörperödem vorliegen. Das nach intravertebral hernierte Bandscheibengewebe ist T2w-hyperintens.
Differenzialdiagnosen
- Traumatische Wirbelkörperfraktur (incl. Limbus-Fraktur): stärkeres Wirbelkörperödem, Störung der Trabekelarchitektur, umgebendes Weichteilödem
- Fraktur eines Spondylophyt: kein korrespondierender Wirbelkörperdefekt
- Verkalkte Bandscheibenhernie: kein korrespondierender Wirbelkörperdefekt