Leishmania naiffi
Definition
Leishmania naiffi ist der Erreger einer amerikanischen kutanen Leishmaniose. Er gehört zum Leishmanien-Subgenus Viannia.
Entdeckung
Ein 1979 aus dem Neunbinden-Gürteltier Dasypus novemcinctus isolierter Parasit[1] wurde erstmals 1989 von Lainson und Shaw genauer charakterisiert und Leishmania naiffi benannt.[2]
Der Erreger konnte durch isoenzymatische Methoden und durch unterschiedliche monoklonale Antikörper (des Gürteltiers) von anderen südamerikanischen Leishmanienspezies der Subgenera Viannia und Leishmania unterschieden werden. Befallen in verschiedenen Gürteltieren war vor allem die Milz, seltener die Leber und noch seltener dem Herzen (durch Punktion) entnommenes Blut. Die Haut war nicht betroffen.[2] Die jeweiligen Gürteltiere wiesen keine erkennbaren Krankheitssymptome auf.
Menschliche Leishmaniose
Beim Menschen erzeugt der Erreger gemäß einer Literaturzusammenfassung von Lainson aus dem Jahr 2010[1] eine kutane Leishmaniose mit mehrheitlich genau einer selbstheilenden ulzerierten Läsion an Händen, Armen oder Beinen. Diese Zusammenfassung bezieht sich allerdings auf wenige in der Literatur aufgefundene Fälle. Mukokutane Erkrankungen wurden bis zum Jahr 2010 nicht festgestellt.[3]
Im Jahr 2015 wurde eine Studie angefertigt, die belegen soll, dass Leishmania naiffi nicht ganz so gutartig ist, wie in früheren Artikeln beschrieben.[4] Für 8 Fälle aus der Umgebung von Manaus wurde eine systemische Behandlung durchgeführt, ohne die gemäß Literatur zu erwartende Selbstheilung abzuwarten. Das Studiendesign wurde von einem Ethischen Komitee genehmigt. Jeweils 4 Fälle wurden mittels Pentamidin, 4 andere mittels pentavalentem Antimon behandelt. Bei beiden Methoden waren 3 Behandlungen erfolgreich, jeweils eine schlug fehl. In einem Fall waren vier, in zwei Fällen zwei Läsionen vorhanden – allerdings war die Behandlung aller Fälle mit multiplen Läsionen erfolgreich. Sofern man den Schlussfolgerungen der Autoren folgen möchte, gelten die beiden Nichterfolge bei der systemischen Behandlung als Beleg, dass Leishmania naiffi durchaus komplizierte kutane Leishmaniosen bewirken kann.
Epidemiologie
Übertragung
Einziger bekannter Reservoirwirt der zoonotischen menschlichen Erkrankung ist das Neunbinden-Gürteltier Dasypus novemcinctus.
Da der Reservoirwirt in ganz Amerika verbreitet ist, die Erkrankung jedoch bisher nur in den genannten brasilianischen, guayanischen und ecuadorianischen Urwaldgebieten aufgetreten ist, muss man die Ursache für die lokale Beschränkung beim Erreger selbst oder beim Vektor suchen.
Als Hauptüberträger zwischen Gürteltieren gilt gemäß Lainson[1] die Sandmücke Lutzomyia ayrozai. In der Tatsache, dass diese Sandmückenspezies nur in sehr geringem Umfang anthropophil ist, vermutet Lainson die Ursache für die geringe Anzahl menschlicher Erkrankungen. Sehr selten wurde der Erreger außerdem in den äußerst anthropophilen Sandmückenspezies Lutzomyia paraensis und Lutzomyia squamiventris gefunden, die vermutlich in die menschliche Infektion eingebunden sind. In Ecuador wurde die Sandmücke Lutzomyia tortura als Vektor nachgewiesen.[5]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Ralph Lainson The Neotropical Leishmania species: a brief historical review of their discovery, ecology and taxonomy, Rev Pan-Amaz Saude 2010; 1(2):13-32, medizinhistorischer Artikel
- ↑ 2,0 2,1 Lainson/Shaw Leishmania (Viannia) Naiffi Sp. N., a Parasite of the Armadillo Dasypus novemcinctus (L.) in Amazonian Brazil, Ann. Parasitol. Hum. Comp., 1989, 64, n° 1, pp. 3-9
- ↑ 3,0 3,1 Control of the leishmaniases WHO Technical Report 949, WHO 2010
- ↑ Fagundes-Silva et al. Leishmania (Viannia) naiffi: rare enough to be neglected?, Mem Inst Oswaldo Cruz, Rio de Janeiro, Vol. 110(6): 797-800, September 2015
- ↑ 5,0 5,1 Kato et al. First Human Cases of Leishmania (Viannia) lainsoni Infection and a Search for the Vector Sand Flies in Ecuador, PLOS Neglected Tropical Diseases, DOI:10.1371/journal.pntd.0004728, May 18, 2016