Kommerell-Divertikel
nach Burkhard F. Kommerell (1901-1990), deutscher Internist und Radiologe
Englisch: Kommerell diverticulum, Diverticulum of Kommerell, Kommerell's diverticulum
Definition
Das Kommerell-Divertikel ist eine aneurysmatische Aufweitung eines aberranten Gefäßes im Rahmen einer Aortenbogenanomalie. Meist handelt es sich um den Ursprung einer aberranten linken Arteria subclavia bei rechtsseitigem Aortenbogen. Ursprünglich wurde es als divertikel-artiger Ursprung einer aberranten rechten Arteria subclavia (Arteria lusoria) beschrieben.
Epidemiologie
Ein Kommerell-Divertikel liegt bei 20-60 % der Personen mit einer aberranten Arteria subclavia vor. Die Prävalenz einer aberranten rechten Arteria subclavia liegt bei 0,5-2 %, einer linken Arteria subclavia (bei rechtsseitigem Aortenbogen) bei 0,04-0,4 %.
Klinik
Das Kommerell-Divertikel kann asymptomatisch sein, aber auch Symptome einer Obstruktion des Ösophagus (z.B. Dysphagie) oder der Trachea verursachen.
Komplikationen
Die häufigsten Komplikationen eines Kommerell-Divertikels sind eine Ruptur oder eine Dissektion.
Diagnostik
Im Röntgen-Thorax ist das Kommerell-Divertikel ggf. als kleine, rundliche Verschattung links paratracheal erkennbar. Im Ösophagusbreischluck verursacht das Kommerell-Divertikel eine Impression der Speiseröhre von links. In der Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) ist die Gefäßerweiterung eindeutig erkennbar.
Therapie
Beträgt der proximale Eingang des Kommerell-Divertikels über 30 mm und/oder übersteigt der Durchmesser der an das Divertikel angrenzenden Aorta descendens über 50 mm, wird meist ein chirurgischer Eingriff empfohlen. Therapieoptionen sind z.B.:
- operativer Aortenersatz
- TEVAR (thoracic endovascular aortic repair)
- extraanatomischer Bypass der aberranten Arteria subclavia
um diese Funktion zu nutzen.