Intrakardiale Injektion
Englisch: intracardiac injection
Definition
Unter einer intrakardialen Injektion versteht man eine Applikation von Arzneistoffen direkt in die rechte Herzkammer. Sie wird heutzutage praktisch nur noch im Tiermodell zu Forschungszwecken verwendet.
Hintergrund
Intrakardiale Injektionen wurden seit dem 19. Jahrhundert als direkter Zugang zum Gefäßsystem genutzt. Die wichtigste Indikation war dabei ein Kreislaufstillstand bei erschwertem Zugang zum Venensystem, z.B. durch kollabierte Venen oder bei Neugeborenen.
Das Risiko für eine Verletzung der Arteria mammaria, der Pleura oder anderer Nachbarstrukturen ist dabei relativ groß. Zudem haben intrakardiale Injektionen den Nachteil, dass die kardiopulmonale Reanimation unterbrochen werden muss.
Seit den 1970er Jahren wurde die intrakardiale Injektion daher weitgehend durch andere Arten der Medikamentenapplikation ersetzt. Zugangswege mit geringeren Komplikationsraten sind z.B. intravenöse, endotracheale oder intraossäre Zugänge.
Heutzutage wird die intrakardiale Injektion v.a. in der Forschung eingesetzt. So werden z.B. Tumorzellen in Rattenherzen injiziert, um die Bildung und Therapie von Knochenmetastasen zu erforschen.
Literatur
- Holen et al., In vivo models used in studies of bone metastases, in Bone Cancer (Second Edition), Elsevier, 2015
- Abramson et al., Intracardiac Injection, in: Reichman's Emergency Medicine Procedures, 3e, McGraw-Hill Education, 2018
- Blau, Die intrakardiale Injektion, Dtsch Med Wochenschr, 1921, DOI: 10.1055/s-0028-1140825