Intensivierte konventionelle Insulintherapie
Synonyme: ICT, Konventionelle intensivierte Insulintherapie, KIIT
Englisch: intensified conventional therapy
Definition
Die intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) ist eine spezielle Form der Insulintherapie des Diabetes mellitus. Dabei wird ein Verzögerungsinsulin basal und ein kurz wirksames Insulin vor den Mahlzeiten verabreicht.
Physiologie
Die Insulinsekretion des Gesunden findet zum einen in Form einer relativ konstanten basalen Sekretion statt und wird zum anderen durch die Nahrungsaufnahme stimuliert. Dadurch wird der Blutzuckerspiegel in einem weitgehend konstanten Bereich gehalten.
Gegenüber diesem physiologischen Muster hat die konventionelle Insulintherapie den Nachteil, dass der Energiegehalt der Mahlzeiten bei der Insulinsubstitution unberücksichtigt bleibt. Der Patient muss zur Vermeidung einer Hypoglykämie viele kleine Mahlzeiten zu sich nehmen, um mit dem Wirksamwerden des Insulins Schritt zu halten.
Die intensivierte konventionelle Insulintherapie hingegen berücksichtigt den Energiegehalt der zugeführten Mahlzeiten und passt die verabreichte Insulinmenge dynamisch an die Mahlzeiten an.
Voraussetzungen
Voraussetzung für die Durchführung einer intensivierten Insulintherapie ist die ausführliche Schulung des Diabetikers. Der Patient muss sich mit der Thematik auseinandersetzen und eine differenzierte Wahrnehmung für Warnsymptome einer Hypoglykämie bzw. Hyperglykämie entwickeln. Darüber hinaus muss er selbständig den Kohlenhydratanteil seiner Mahlzeiten abschätzen und eine entsprechende Anpassung der Insulindosis vornehmen können.
Durchführung
Als Basis für die ICT dient die mehrmals tägliche Selbstmessung des Blutzuckers, um den Insulinbedarf flexibel an die Stoffwechselsituation anpassen zu können. Sie erfolgt in der Regel morgens nüchtern, vor den Hauptmahlzeiten und spätabends. Die Insulingabe erfolgt in zwei Komponenten:
Basaldosis
Die basale Insulinsekretion wird durch Injektionen eines Verzögerungsinsulins morgens und abends nachgeahmt. Die Basaldosis beträgt etwa die Hälfte der über den Tag zugeführten Gesamtdosis. Zum Morgen werden meistens zwei Drittel, zur Nacht das verbleibende Drittel der Basaldosis verabreicht.
Mahlzeitenabhängige Einzeldosen
Vor der Mahlzeit wird der Blutzucker vom Patienten mit einem Blutzuckermessgerät gemessen. Zusätzlich muss der Kohlenhydratanteil der Mahlzeit in Form von Broteinheiten (BE) eingeschätzt werden. Vor den Mahlzeiten injiziert sich der Patient dann je nach Broteinheitenmenge ein kurz wirksames Insulin (z.B. Normalinsulin), der Spritz-Ess-Abstand sollte bei etwa 15 Minuten liegen.
Zur Kontrolle der Therapie sollten immer wieder postprandiale Blutzuckermessungen ca. 2 Std. nach der Nahrungsaufnahme durchgeführt werden. Der anzustrebene Maximalwert wird von einer diabetologischen Fachkraft vorgegeben.
Die Insulindosierung liegt bei 1-3 IE Insulin pro Broteinheit. Dabei ist zu beachten, dass die Insulinempfindlichkeit morgens (1,5-3 IE Insulin/BE) niedriger ist als mittags (1 IE/BE) und abends (1-1,5 IE/BE).
Vorteile
Die Insulingabe bei der intensivierten konventionellen Insulintherapie ist bedarfsorientiert und entspricht dadurch besser dem physiologischen Sekretionsmuster der Bauchspeicheldrüse. Sie eignet sich besser zur Prävention von Komplikationen eines Diabetes mellitus als die konventionelle Insulintherapie. Dies wurde bisher in mehreren kontrollierten klinischen Studien belegt.
siehe auch: Intensivierte Insulintherapie