Hungry-Bone-Syndrom
Synonyme: Syndrom des hungrigen Knochens
Englisch: hungry bone syndrome, HBS
Definition
Beim Hungry-Bone-Syndrom, kurz HBS, handelt es sich um eine prolongierte Hypokalzämie nach einer Parathyreoidektomie. Sie tritt als Folge des plötzlichen postoperativen Parathormon-Entzugs bei einer über längere Zeit vorbestehenden Mineralisationsstörung des Knochens im Rahmen eines Hyperparathyreoidismus auf.
- ICD10-Code: E83.81
Epidemiologie
Die Häufigkeit des Hungry-Bone-Syndroms beträgt etwa 0 bis 6% bei Fehlen einer schweren ossären Beteiligung und 25 bis 90% bei primären Hyperparathyreoidismus-Osteopathien.
Pathophysiologie
Die häufigste Ursache für das HBS ist eine Parathyreoidektomie bei Hyperparathyreoidismus. Der hohe Serumcalciumspiegel bei Hyperparathyreoidismus ist hauptsächlich auf zwei Faktoren zurückzuführen:
- einen erhöhten Knochenumsatz mit gesteigerter osteoklastischer Knochenresorption und
- eine erhöhte renale tubuläre Reabsorption von Calcium.
Nach einer Parathyreoidektomie sinkt der Parathormon-Serumspiegel (PTH) dramatisch. Infolgedessen sistiert die PTH-induzierte osteoklastische Knochenresorption, während die gesteigerte osteoblastische Aktivität zunächst anhält. Dadurch werden vermehrt Calcium, Phosphat und Magnesium in den Knochen eingebaut, was eine Hypokalzämie trotz normalisierter PTH-Werte auslöst.
Risikofaktoren
- höheres Alter
- größeres Adenomvolumen
- Hyperparathyreoidismus-bedingte Osteopathien
- Vitamin-D-Mangel
Labor
- Hypokalzämie
- Hypophosphatämie
- Hypomagnesiämie
- PTH normal bis erhöht
Therapie
- Calcium-Supplementation (initial hohe Dosen parenteral, 6-12 g tgl.),
- Aktive Vitamin-D-Metaboliten (Calcitriol, Alfacalcidol) höher dosiert (2-4 μg/Tag)
- Magnesium-Supplementation
- Phosphat nicht generell supplementieren, da Kalziumphosphat-Verbindungen den Plasmacalcium-Spiegel weiter senken können.
Prävention
Präventiv wirkt die präoperative Gabe von Vitamin D und Bisphosphonaten.