Facharztstandard
Definition
Der Facharztstandard bezeichnet das fachlich erforderliche Niveau einer ärztlichen Behandlung gemäß dem, was ein sorgsam arbeitender Facharzt im jeweiligen Fachgebiet leisten würde. Patienten haben grundsätzlich bei jeder Behandlung Anspruch auf die Einhaltung des Facharztstandards – allerdings weicht die Versorgungsrealität häufig von diesem Ideal ab.
Hintergrund
Nach deutschem Arzthaftungsrecht ist jede ärztliche Behandlung – auch durch Assistenzärzte in Weiterbildung – auf dem Niveau des Facharztstandards durchzuführen. Dieser Standard bildet die objektive Sorgfaltsgröße und ist unabhängig davon, ob tatsächlich bereits eine Facharztanerkennung durch die Ärztekammer erfolgt ist.
Die Behandlung muss den zum Zeitpunkt gebotenen medizinischen Standards entsprechen. Assistenzärzte haften ebenso wie Fachärzte. Sie sind verpflichtet, bei Unsicherheiten Rücksprache zu halten (z.B. mit dem Hintergrunddienst) oder Aufgaben abzulehnen, da sonst die Haftung wegen Übernahmeverschuldens droht.
Krankenhäuser müssen organisatorisch sicherstellen, dass zu jeder Zeit ausreichend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht und der Facharztstandard gewährleistet ist. So obliegt es z.B. der Krankenhausleitung, einen kurzfristigen Ausfall des Hintergrunddienstes einer Fachabteilung durch einen entsprechenden Ersatz zu kompensieren. Andernfalls droht eine Haftung wegen Organisationsverschuldens.
Beispiele
- Besitzt ein Assistenzarzt ausreichende, einem Facharzt entsprechende Erfahrung in der chirurgischen Wundversorgung, kann er diese (auch im Bereitschaftsdienst) alleine durchführen.
- Bei einem notwendigen operativen Eingriff verfügen Assistenzärzte in aller Regel nicht über die ausreichende Erfahrung, diesen alleine durchzuführen. Um den Facharztstandard sicherzustellen, muss der Eingriff von einem Facharzt durchgeführt oder angeleitet werden.
- Wird ein Facharzt mit einer notwendigen Behandlung konfrontiert, die nicht seinem eigentlichen Fachgebiet entspricht (z.B. Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie behandelt eine Augenverletzung), darf er diese nur durchführen, wenn seine Kenntnisse und Erfahrung bezüglich der Therapie der eines Facharztes für Augenheilkunde entsprechen. Andernfalls muss er einen Fachexperten zu Rate ziehen oder den Patienten dorthin überweisen.