Evidenzbasierte Gesundheitsinformation
Englisch: evidence based health information, EBHI
Definition
Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen, kurz EBGI, sind strukturierte Informationsangebote zu Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Laien. Sie fassen systematisch wissenschaftliche Evidenz zusammen und bereiten sie verständlich auf.
Ziel
Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen können zur Stärkung der Gesundheitskompetenz von Patienten beitragen und somit informierte Entscheidungen fördern. Patienten können so leichter an diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen mitwirken (Shared Decision Making). Darüber hinaus kann Gesundheitspersonal evidenzbasierte Gesundheitsinformationen zur Patientenberatung nutzen.
Anbieter von evidenzbasierten Gesundheitsinformationen können sich in Deutschland durch das Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem zertifizieren lassen.[1]
Eigenschaften
Nach der aktuellen Leitlinie des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin erfüllen evidenzbasierte Gesundheitsinformationen unter anderem folgende Kriterien:[2][3]
- Methodik: Offenlegung der Methodik bei der Erstellung
- Spezifität: Orientierung am besonderen Informationsbedürfnis der Zielgruppe
- Recherche: Angemessene Recherchestrategie bzgl. Ein- und Ausschlusskriterien, Outcomes und Evidenzgrad der Studien
- Darstellung: Neutrale, umfassende und verständliche Darstellung der eingeschlossenen Studien
- Nachvollziehbarkeit: Einheitliche und allgemeinverständliche Formulierungen zu numerischen Größen (beispielsweise Nutzen-Risiko-Abwägung oder Signifikanzniveaus)
- Holistische Betrachtung: Berücksichtigung von verschiedenen Patientengruppen (Alter, Geschlecht, kultureller Hintergrund)
- Sachlichkeit: Neutrale Sprache und Struktur, um dem Patienten eine eigenverantwortliche Entscheidung anhand von Fakten zu erleichtern. Erläuterung von Empfehlungen und Bewertungen.
- Transparenz: Angaben zu Verfasser, Herausgeber und Finanzierung oder Interessenkonflikten
- Aktualisierung: Regelmäßige Kontrolle der Aktualität von Gesundheitsinformationen
Entscheidungshilfen sind ein Beispiel für evidenzbasierte Gesundheitsinformationen. Für die Erstellung von Entscheidungshilfen kann auf detaillierte Anleitungen der International Patient Decision Aid Standards Collaboration (IPDAS) zurückgegriffen werden.[4]
Einordnung
Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen werden im Allgemeinen von akademisch geschulten Fachkräften erstellt. Sie folgen einer klaren und nachvollziehbaren Methodik und erfüllen einen Katalog an Kriterien. Dadurch unterscheiden sie sich z.B. von Gesundheitsinformationen, die von Influencern geteilt werden, da hierbei häufig Interessenkonflikte bestehen oder aber im Rahmen der Aufmerksamkeitsökonomie keine neutrale Form der Darstellung gewählt wird.
Eine Besonderheit stellt die Suche nach Gesundheitsinformationen über generative KI-Modelle dar. Die Kriterien für evidenzbasierte Gesundheitsinformationen sind formal nicht erfüllt, wenn eine Künstliche Intelligenz einen Rechercheertrag zusammenfasst. Allerdings können KI-Modelle den Zugang zu evidenzbasierten Gesundheitsinformationen erleichtern, indem sie flexibel die Ausgabesprache und das Sprachniveau anpassen –Vorteile, die traditionelle Modelle nicht bieten. Für die Einordnung dieser Informationen ist allerdings eine gewisse Medienkompetenz erforderlich.
Weblinks
- Gesundheitsinformation.de (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen)
- Stiftung Gesundheitswissen
Quellen
- ↑ Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem e.V.: Informationsportal und Qualitätsnetzwerk für Gesundheitsinformationen im Internet. (Zugriff am 05.12.2025).
- ↑ Lühnen et al., Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation, Version 1.0, 2017
- ↑ Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V., Gute Praxis Gesundheitsinformation, Version 2.0, 2016
- ↑ International Patient Decision Aids Standards (IPDAS) Collaboration - International Patient Decision Aids Standards (IPDAS), abgerufen am 06.12.2025