Gesundheitskompetenz
Synonym: Health Literacy
Englisch: health competence, health literacy
Definition
Unter Gesundheitskompetenz versteht man die Fähigkeit einer Person, Wissen, Fähigkeiten, Einstellungen und Erfahrungen zielgerichtet, situationsangemessen und verantwortungsvoll zur Erhaltung und Förderung der eigenen Gesundheit einzusetzen.
Konzept
Der integrierte European Health Literacy Survey (HLS-EU) beschreibt Gesundheitskompetenz als mehrdimensionales Konstrukt mit den vier zentralen kognitiven Prozessen:
- Zugang: Hierbei werden unter anderem soziale und individuelle Kontextfaktoren einbezogen
- Verstehen: Individuelle Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu verstehen
- Bewerten: Individuelle Fähigkeit, Gesundheitsinformationen einzuordnen, zu vergleichen und zu interpretieren
- Anwenden: Individuelle Fähigkeit und Motivation, Gesundheitsinformationen in gesundheitsförderliches Verhalten umzusetzen
in den drei Bereichen:
In dem HLS-EU ergeben sich daraus 12 Dimensionen, die individuelle Fähigkeiten und Anforderungen des Gesundheitssystems abbilden.[1] Gesundheitskompetenz gilt dabei als Ergebnis von Bildungs- und Lebenserfahrungen und als Ressource für zukünftige Gesundheitsentscheidungen.[2]
Public Health
Niedrige Gesundheitskompetenz ist unter anderem mit schlechter Mundhygiene, Adipositas, schlechter Kontrolle chronischer Erkrankungen, geringerer Nutzung präventiver Leistungen und reduzierter Adhärenz assoziiert.[3][4][5][6] Auf Bevölkerungsebene (Public Health) gilt Gesundheitskompetenz als wichtiger Prädiktor für Morbidität, Mortalität und Lebensqualität und wird als zentrale Zielgröße für Gesundheitsförderung und Prävention angesehen.[7][8]
Informationsquellen
Die Verfügbarkeit von Gesundheitsinformationen spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung der Gesundheitskompetenz. In Deutschland werden Gesundheitsinformationen durch privatwirtschaftliche (z.B. netDoktor, OnMeda) sowie durch halbstaatliche (z.B. Krankenkassen, IQWiG) und staatliche Anbieter (z.B. RKI) veröffentlicht. Darüber hinaus trägt die Verwendung von KI-Systemen durch Patienten in zunehmendem Maß zur Gesundheitsinformation bei.
Das Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (EBN) hat eine Leitlinie zur Erstellung von hochwertigen Gesundheitsinformationen herausgegeben.[9]
Quellen
- ↑ Sørensen K et al. Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health. 2012;12:80. doi:10.1186/1471-2458-12-80.
- ↑ Health literacy: concept and definition. Nordic Welfare Centre. 2020 [cited 2025 Nov 30].
- ↑ Baskaradoss JK. BMC Oral Health. 2018;18(1):172. doi:10.1186/s12903-018-0640-1.
- ↑ Chrissini MK, Panagiotakos DB. Int J Adolesc Med Health. 2021;33(3):9-39. doi:10.1515/ijamh-2020-0275.
- ↑ Schmidt S et al. BMJ Open Diabetes Res Care. 2017;5(1):e000437. doi:10.1136/bmjdrc-2017-000437.
- ↑ Fernandez DM et al. BMC Public Health. 2016;16:596. doi:10.1186/s12889-016-3267-7.
- ↑ Nutbeam D, Levin-Zamir D, Rowlands G. Glob Health Promot. 2018;25(4):3-5. doi:10.1177/1757975918814436.
- ↑ Sørensen K et al. BMC Public Health. 2012;12:80. doi:10.1186/1471-2458-12-80.
- ↑ Lühnen J.; Albrecht M.; Mühlhauser I.; Steckelberg A.: [ Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation, Version 1.0, 20.02.2017. Hamburg: Universität Hamburg/Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.