Epicrania fugax
Englisch: epicrania fugax
Definition
Die Epicrania fugax, kurz EF, ist eine seltene primäre Kopfschmerzerkrankung. Sie äußert sich in sehr kurzen Schmerzattacken (≤ 10 Sekunden), die als stechend oder elektrisierend empfunden werden. Die Schmerzen sind typischerweise einseitig und breiten sich entlang einer linearen oder zickzackförmigen Bahn von einem festen Ausgangspunkt zu einem Endpunkt über die Kopfhaut aus.
Ätiopathogenese
Die genaue Ätiopathogenese ist bisher (2025) nicht geklärt. Da die Attacken typischerweise an einer konstanten Triggerzone beginnen, wird u.a. eine periphere Ursache in terminalen Ästen perikranieller Nerven (z.B. Nervus supraorbitalis, Nervus occipitalis) vermutet. Die lineare Ausbreitung könnte durch ephaptische Kopplung benachbarter Fasern erfolgen. Aufgrund teilweise auftretender autonomer Begleitsymptome (z.B. Lakrimation) wird auch die direkte intrakranielle Beteiligung von Nervenwurzeln (z.B. des Nervus trigeminus) postuliert.[1][2]
Symptome
Kennzeichnend für die Epicrania fugax sind sehr kurze, spontan auftretende einseitige Schmerzattacken von meist 1 bis 10 Sekunden Dauer. Der Schmerz beginnt in einem kleinen umschriebenen Areal der Kopfhaut und breitet sich innerhalb von Sekunden entlang einer linearen oder zickzackförmigen Bahn zu einem konstanten Endpunkt aus. Gelegentlich kann eine Attacke durch leichte Berührung bzw. Druck am Ausgangspunkt ausgelöst werden. Der Ausgangspunkt kann zwischen den Episoden mitunter druckdolent sein. Individuell bleiben der Ausgangs- und Endpunkt immer gleich.
Der Schmerz verläuft typischerweise von einem okzipitalen Ausgangspunkt einer Körperhälfte in Richtung des ipsplateralen Auges oder der Nase. Eine Ausbreitung von einem frontalen oder einem periorbitalen Ausgangspunkt nach hinten ist ebenfalls möglich. Zudem treten am Ende der Attacke teilweise mild ausgeprägte autonome Symptome (Lakrimation, Rhinorrhoe, konjunktivale Injektion) auf. Die Attackenfrequenz ist sehr variabel und reicht von mehreren Attacken am Tag bis hin zu einzelnen Episoden alle paar Monate.
Diagnostik
Die Diagnose wird klinisch anhand der typischen Symptomatik gestellt. Anamnese, neurologischer Status und Bildgebung dienen dem Ausschluss sekundärer Ursachen.
Die diagnostischen Kriterien der International Head Society sind:[3]
- Wiederkehrende stechende Kopfschmerzattacken, die 1 bis 10 Sekunden andauern und das Kriterium 2 erfüllen
- Attackenweiser Kopfschmerz, der sich in einer geraden Linie oder im Zickzack über eine Kopfhälfte zieht und dabei in den Versorgungsgebieten verschiedener Nerven beginnt und endet
- Nicht besser erklärt durch eine andere ICHD-3-Diagnose
Differentialdiagnosen
Aufgrund der charakteristischen Merkmale mit festem Ausgangs- und Endpunkt sowie der extrem kurzen Dauer lässt sich die Epicrania fugax meist gut von anderen Kopfschmerzarten abgrenzen. Seltene sekundäre Ursachen, wie z.B. Tumore oder Infarkte, sind möglich und sollten anamnestisch und durch geeignete Untersuchungen ausgeschlossen werden.
Therapie
Bisher (2025) gibt es keine einheitlichen Therapieempfehlungen. Bei seltenen Attacken ist die Aufklärung des Patienten meist ausreichend, da oft eine spontane Remission auftritt. Bei häufigen oder stark belastenden Verläufen können prophylaktisch Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin, Lamotrigin) oder trizyklische Antidepressiva eingesetzt werden.
Literatur
- Göbel. Die Kopfschmerzen. Ursachen, Mechanismen, Diagnostik, Therapie (4. Auflage). Springer Berlin Heidelberg. 2025. DOI: 10.1007/978‑3‑662‑68873‑1
Quellen
- ↑ Pareja et al. Epicrania Fugax: An Ultrabrief Paroxysmal Epicranial Pain. Cephalalgia. 28(3):257-263. 2008
- ↑ Cuadrado: Epiranial headaches part 2: Nummular headache and epicrania fugax. Cephalgia, 2023.
- ↑ International Head Society: IHS Classification ICHD-3, zuletzt abgerufen am 27.08.2025