Medikamentenfreisetzender Stent
Englisch: drug eluting stent, DES
Definition
Medikamentenfreisetzende Stents sind implantierbare Gefäßnetze (Stents), die kleine Mengen bestimmter Arzneistoffe freisetzen. Sie werden in Deutschland seit 2002 neben den so genannten "Bare-metal Stents" eingesetzt, vor allem zur Therapie der koronaren Herzkrankheit.
Hintergrund
Mit der Einführung medikamentenfreisetzender Stents reagiert man auf das Problem der Restenose, d.h. der erneuten Verengung des behandelten Blutgefäßes, das nach der Aufdehnung mit bare metal stents häufig auftritt. Aufgrund einer verstärkten Zellbildung als Reaktion des Körpers auf die Gefäßstütze, kommt es hier in einem Drittel der Fälle zu einer solchen Restenose. Durch die Behandlung mit einem Medikamenten-freisetzenden Stent kann die Wahrscheinlichkeit für eine Restenose auf unter 10% reduziert werden.
Wirkprinzip
Medikamentenfreisetzende Stents sind mit einem Wirkstoff beschichtet, der über mehrere Wochen hinweg gleichmäßig und kontrolliert an das umliegende Gewebe abgegeben wird. Dieser wirkt der unerwünschten Neubildung von Zellen entgegen. Besonders wichtig ist der Einsatz von medikamentenfreisetzenden Stents im Falle von Diabetikern. Diese stellen bis zu 30% der interventionell behandelten Koronarpatienten dar und gelten zudem als Hochrisikopatienten für erneute Verengungen.
Zwei Wirkstoffe haben sich bei der Behandlung mit medikamentenfreisetzenden Stents durchgesetzt: das Immunsuppressivum Sirolimus und das Krebstherapeutikum Paclitaxel.
Studiendaten
Eine Metaanalyse der Technischen Universität München, die alle weltweit vorliegenden Studienergebnisse zu medikamentenfreisetzenden Stents zusammenfasst und somit Daten von insgesamt 3.669 Patienten berücksichtigt, scheint eine Überlegenheit des Sirolimus-freisetzenden Stents zu zeigen: Demnach senkt Sirolimus das Risiko einer Restenose im Vergleich zum Wirkstoff Paclitaxel um die Hälfte. Eine Schweizer Metanalyse von 17 Stentstudien kommt zu einem gegenteiligen Ergebnis. Demnach ist die Rate schwerwiegender Ereignisse wie Tod und Herzinfarkt bei KHK nach Implantation medikamenten-freisetzender Stents höher als bei konventionellen Metallstents.
Nachsorge
Nach der Stentimplantation ist eine duale Thrombozytenaggregationshemmung (z.B. ASS und Clopidogrel) notwendig. Ihr zeitlicher Umfang orientiert sich nach den Umständen der Implantation. Wurde der Stent nach einem akuten Koronarsyndrom (ACS) bzw. einem Herzinfarkt eingesetzt, läuft sie über 12 Monate, beim Stenting im Rahmen eines chronischen Koronarsyndroms (CCS) über 6 Monate.
Weblinks
- Pressemeldung des Klinikums rechts der Isar der TU München (16.08.2005)
- Meta-Analyse des JAMA (Journal of the American Medical Association, 17.08.2005)