nach den US-amerikanischen Pädiatern Grange S. Coffin und R.B. Lowry
Englisch: Coffin–Lowry syndrome
Das Coffin-Lowry-Syndrom ist ein genetisch bedingtes Fehlbildungssyndrom, das sich in verschiedenen körperlichen Besonderheiten äußert.
Das Coffin-Lowry-Syndrom wird durch eine Mutation am kurzen Arm des X-Chromosoms in der Region Xp22.2-22.1 verursacht. Die hier lokalisierten Gene kodieren für das Signalprotein RPS6KA3 (RSK2). Dabei kann die Erkrankung X-chromosomal-dominant vererbt werden, 70% der Erkrankungen entstehen jedoch aus Neumutationen des betroffenen Gebietes.
Die Häufigkeit ist mit einem angenommenen Verhältnis von 1:50.000 bis 1:100.000 selten. Das Verhältnis zwischen erkrankten Jungen und Mädchen ist ausgeglichen.
Bei der Geburt ist die Konstitution des Kindes normal, im weiteren Verlauf bleiben die Kinder im Wachstum sowie in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung zurück. Oft kommt es zu Kleinwuchs, manchmal ist eine Mikrozephalie und eine Mikrognathie zu beobachten.
Das Gesicht zeigt eine prominente Stirn und betonte Augenbrauenbögen sowie einen verbreiterten Nasenrücken und einen weiten Augenabstand (Hypertelorismus). Die Lidachsen verlaufen nach außen unten (antimongoloide Stellung). Gemeinsam mit dem großen, meist offen stehenden Mund mit prominenter Unterlippe entsteht so ein für die Erkrankung charakteristischer Gesichtsausdruck.
Die Hände sind groß und weisen spitz zulaufende Finger auf, deren Gelenke überstreckbar sind.
Eines der wichtigsten orthopädischen Symptome ist eine mit zunehmendem Alter progrediente Kyphoskoliose, welche zu Atemstörungen führen kann.
Die geistige Behinderung ist bei Jungen stärker ausgeprägt als bei Mädchen. Das Coffin-Lowry-Syndrom beeinträchtigt die Entwicklung der Kinder in verschiedenen Bereichen:
Die Krankheit kann bei bestehender Symptomatik mit einer molekulargenetischen Untersuchung bestätigt werden. Allerdings gibt es auch Fälle mit gleicher Symptomatik, ohne dass ein Defekt am oben beschriebenen Abschnitt des X-Chromosoms besteht. Insgesamt ist markant, dass die Folgen der Mutation für Jungen wesentlich schwerwiegendere Auswirkungen hat als bei Mädchen, was die Diagnose der Erkrankung bei Mädchen erschwert.
Derzeit (2017) gibt es keine kausale Therapie. Die Behandlung ist rein symptomatisch und konzentriert sich auf eine der Lernbehinderung angepasste Erziehung und Sprachtherapie sowie ggf. Korrekturen der orthopädischen Symptome.
Fachgebiete: Humangenetik
Diese Seite wurde zuletzt am 2. Oktober 2017 um 21:47 Uhr bearbeitet.
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