Chronische Obstipation
Definition
Eine chronische Obstipation wird das über einen langen Zeitraum anhaltende Auftreten einer Stuhlverstopfung des Darms bezeichnet. Sie wird in der Literatur unterschiedlich definiert.
Epidemiologie
Aufgrund von uneinheitlichen Definitionen sind epidemiologische Daten nur begrenzt verfügbar. In Europa ist von einer Prävalenz von ca. 15 % in der Allgemeinbevölkerung auszugehen. Frauen sind vermutlich doppelt so häufig betroffen wie Männer. Weiterhin tritt die Obstipation mit zunehmenden Alter häufiger auf, insbesondere bei Personen ab dem 65. Lebensjahr.
Einteilung
- primäre bzw. funktionelle Obstipation:
- Normal-Transit-Constipation (NTC) (60 %): Obstipation ungeklärter Ursache bei normaler Darmpassagezeit
- Beckenbodendyssynergie (25 %): Mangelnde Koordination beim Defäkationsvorgang mit paradoxem Anspannen des Sphinkterapparates
- Slow-Transit-Constipation (STC) (15 %): Obstipation bei verlangsamter Kolontransitzeit
- Sonderform: Obstipation im Rahmen eines Reizdarmsyndroms
- sekundäre Obstipation: Eine Vielzahl an prädisponierenden Faktoren kann zu einer chronischen Obstipation führen (z.B. Opioide, Stress, Hypothyreose, Multiple Sklerose, Parkinson-Syndrom, Sklerodermie)
ROM-IV-Kriterien
Mit dem Ziel einer einheitlichen Definition wurden von der Rome Foundation Diagnosekriterien für funktionelle gastrointestinale Störungen definiert. Eine funktionelle Obstipation liegt vor, wenn die folgenden ROM-IV-Kriterien in den letzten 3 Monaten erfüllt sind und die Symptome mindestens 6 Monaten vor Diagnosestellung begonnen haben:
- mindestens zwei der folgenden Faktoren:
- starkes Pressen bei > 25 % der Defäkationen
- klumpiger oder harter Stuhl (Bristol-Stuhlformen-Skala 1-2) bei > 25 % der Defäkationen
- Gefühl der inkompletten Entleerung bei > 25 % der Defäkationen
- Gefühl der anorektalen Obstruktion bzw. Blockierung in > 25 % der Defäkationen
- manuelle Manöver zur Erleichterung der Defäkation (z.B. digitale Ausräumung, Unterstützen des Beckenbodens) bei > 25 % der Defäkationen
- weniger als 3 spontane Darmbewegungen/Woche
und folgende Bedingungen vorliegen:
- ohne Laxanzien kein (bzw. selten) weicher, ungeformter Stuhl
- diagnostische Rom-IV-Kriterien für ein Reizdarmsyndrom sind nicht erfüllt
Pathophysiologie
Pathophysiologisch unterscheidet man zwischen drei Formen der chronischen Obstipation:
- Defäkationsstörung: Probleme bei der Defäkation durch
- Schmerzen
- Stenosen bzw. strukturelle Veränderungen (z.B. Rektumkarzinom, Rektozele, Intussuszeption)
- Beckenbodendyssynergie
- Obstipation bei verlangsamter Kolonpassage
- Obstipation bei normaler Darmpassagezeit
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