Chronisch-latente Pansenazidose (Wiederkäuer)
Synonym: Subakute Pansenazidose
Englisch: subacute ruminal acidosis(SARA)
Definition
Die chronisch-latente Pansenazidose, im klinischen Sprachgebrauch auch als SARA bezeichnet, ist eine Form der Pansenazidose beim Wiederkäuer, die durch wiederholtes Absinken des pH-Werts im Pansen verursacht wird.
Ätiologie
Auslöser einer chronisch-latenten Pansenazidose sind u.a.:
- Fehlerhafte Rationszusammenstellungen (zu hoher Anteil an leicht verdaulichen Kohlenhydraten)
- Aufnahme großer Mengen an Futter
- Verfütterung hoch verdaulicher Maissilage
- hoher Fettgehalt
- zu grober Raufutteranteil in der Ration
- inadäquate Umstellung der Futterration
Epidemiologie
Fütterungsfehler treten v.a. bei der Intensivmast sowie bei Hochleistungsrindern (Milchleistung über 45 Liter pro Tag) auf.
Pathogenese
Die chronisch-latente Pansenazidose entsteht durch wiederkehrende Schwankungen des pH-Werts im Pansen. Ein kontinuierliches Absinken des Pansenmilieus in den azidotischen Bereich (pH-Wert zwischen 5,5 und 5,0) führt zu einer subklinischen Pansenazidose, die in den meisten Fällen jedoch nicht klinisch manifest wird. Durch die Veränderungen des pH-Werts kommt es jedoch zu unterschiedlichen metabolischen Entgleisungen, die sowohl in Form eines Verfettungssyndroms (fat cow syndrome) als auch durch einen Abfall des Milchfettgehalts (low milk fat syndrome) ersichtlich werden.
Durch die chronisch erhöhte Kraftfutteraufnahme wird im Pansen weniger Essigsäure (wird vorwiegend zur Synthese von Milchfett verwendet) und deutlich mehr Propionsäure (wird vorwiegend zum Aufbau von Körperfett verwendet) gebildet. In weiterer Folge entstehen unterschiedliche Veränderungen bzw. Erkrankungen, u.a.:
Klinik
Da die chronisch-latente Panzenazidose meistens subklinisch verläuft, sind initial keine eindeutigen Krankheitszeichen feststellbar. Die Erkrankung kann aber über Fruchtbarkeitsprobleme und Milchfettabweichungen sowie sekundär auftretende Symptome (z.B. Klauenrehe) in Erscheinung treten.
Diagnose
Erste Hinweise für eine Verdachtsdiagnose ergeben sich aus den typischen Begleiterscheinungen (Abfall des Milchfettgehalts, Fruchtbarkeitsstörungen).
Die Diagnose kann mittels pH-Wert-Bestimmung des Pansensaftes der Herde gesichert werden: Wenn mehr als 3 von 12 beprobten Kühen einen Pansen-pH-Wert unter 5,5 aufweisen, ist von einer chronisch-latenten Pansenazidose auszugehen.
Therapie
Die Therapie besteht in der Vermeidung prädisponierender Fütterungsfehler (z.B. kraftfutterreiche Rationen) und der Gabe von wiederkäuergerechten Futterrationen.
Quelle
- Klee W, Metzner M. 2016. Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Inneren Medizin der Wiederkäuer Lehrmaterialien der Klinik für Wiederkäuer der LMU München (abgerufen am 23.03.2021)