Brustwirbel (Geflügel)
Synonym: Vertebrae thoracicae (plur.)
Englisch: thoracic vertebrae
Definition
Die Brustwirbel schließen kaudal an die Halswirbel an und bilden den mittleren Abschnitt der Wirbelsäule beim Geflügel.
Anatomie
Die Grenze zwischen Hals- und Brustwirbelsäule wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich interpretiert. In der gängigen Literatur kursieren zwei Definitionen:
- Die erste Definition besagt, dass der erste Brustwirbel mit der Lage der ersten freien Rippe zusammenhängt.
- Die zweite Definition besagt, dass der erste Brustwirbel durch die Lage der ersten vollständigen (d.h. mit dem Brustbein verbunden) Rippe gekennzeichnet ist.
Beide Definitionen haben ihre Begründung, wobei im folgenden Artikel die erste Definition verfolgt wird, da bei funktioneller Betrachtung die ersten Rippen in den Bewegungsmechanismus der Atmung mit einbezogen sind.
Anzahl
Die Anzahl der Brustwirbel variiert innerhalb der Tierart:
Morphologie
Bei einigen Vogelarten können zwei bis fünf Wirbel durch Ankylose zu einem starren System verschmolzen sein. Dieser Abschnitt wird auch als Notarium (Os dorsale) bezeichnet und ist bei den Hausvögeln vor allem beim Huhn, Truthuhn und bei der Wachtel sowie auch bei der Taube vorhanden. Bei diesen Vögeln umfasst der Verschmelzungsbereich den 2. bis 5. Brustwirbel, sodass der 1. und der 6. Brustwirbel selbstständig bleiben. Der 7. Brustwirbel ist bereits mit dem Synsacrum verschmolzen. Bei anderen Vögeln findet man in dieser Region eher die Tendenz zur Verknöcherung von Bändern und Sehnen.
Mit Ausnahme der Verschmelzungsbezirke tragen die Wirbelkörper (Corpora vertebrae) sattelförmige Gelenkflächen sowie deutliche Cristae ventrales. Diese Knochenleisten sind im Bereich des Notariums zu einer durchgehenden - jedoch mit großen Perforationen versehenen Platte - vereinigt. Am Wirbelkörper ist jederseits eine Fovea costalis zur Artikulation mit dem Rippenkopf ausgebildet. Am breit ausgezogenen Processus transversus ist zusätzlich noch eine Gelenkfläche für den Rippenhöcker vorhanden.
Die Processus spinosi sind besonders hoch ausgeprägt und am Notarium zu einer Crista dorsalis vereinigt. Das Notarium trägt zusätzlich noch Foramina intervertebralia für den Austritt der Spinalnerven. Gleichzeitig befinden sich an den zu einer Platte zusammengeflossenen Processus transversi mehrere Foramina intertransversaria, die als Durchtrittsstelle für die Dorsaläste der Spinalnerven fungieren. Der Canalis vertebralis wird im Bereich des Notariums zum Canalis notarii.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band V: Geflügel. Parey, 2004.