Borggreve-Umkehrplastik
Synonyme: Rotationplastik, Umkehrplastik, Van-Nes-Rotationplastik, Umdrehplastik nach Borrgreve-van Nes-Winkelmann
Englisch: rotationplasty
Definition
Die Borggreve-Umkehrplastik ist ein operatives Verfahren der orthopädischen Chirurgie, das insbesondere bei malignen Knochentumoren (z.B. Osteosarkom) oder nach schweren Traumata des Oberschenkels angewendet wird. Dabei wird ein tumor- oder verletzungsbedingt reseziertes Oberschenkel- bzw. Kniegelenksegment durch eine 180°-Drehung des Unterschenkels ersetzt. Der Fuß übernimmt anschließend funktionell die Rolle des Kniegelenks, wobei das Sprunggelenk als Ersatzknie fungiert.
Hintergrund
Die Borggreve-Umkehrplastik ist eine Alternative zur Hüftexartikulation, Oberschenkelamputation oder Umkehrplastik nach Sauerbruch. Die Operation wurde 1930 erstmals durch den deutschen Orthopäden Albert Borggreve beschrieben. Später erfolgte die Modifikation durch den niederländischen Orthopäden Jan Van Nes, weshalb auch die Bezeichnung Van-Nes-Rotationplastik gebräuchlich ist.
Indikationen
Der Eingriff wird vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen durchgeführt, für die z.B. eine Endoprothese nicht infrage kommt.
Mögliche Indikationen sind:
- Maligne Knochentumoren des distalen Femurs oder der proximalen Tibia (z.B. Osteosarkom, Ewing-Sarkom)
- Nicht rekonstruierbare Traumata mit schweren Knochendefekten
- Infektionen oder Komplikationen nach Tumorendoprothetik
Technik
Das betroffene Segment des Kniegelenks bzw. distalen Femurs wird entfernt. Anschließend erfolgt die Rotation des Unterschenkels um 180°, sodass der Fuß nach hinten zeigt. Die Nerven bleiben erhalten. Im Unterschied zu einer konventionellen Amputation besteht daher kein Risiko für Phantomschmerzen.
Nach Abschluss der Wundheilung kann der rückwärtsstehende Fuß z.B. mit einer Unterschenkelprothese versorgt werden. Hierdurch lässt sich häufig ein (nahezu) normales Gangbild erreichen.