Blindsacksyndrom
Synonym: Syndrom der blinden Schlinge
Englisch: blind loop syndrome
Definition
Das Blindsacksyndrom ist eine krankhafte Veränderung des Dünndarms, die durch eine bakterielle Übersiedlung/Fehlbesiedlung eines Dünndarmabschnitts infolge von Blindsackbildung oder Divertikelausstülpung mit Stase des Darminhalts.
Ursachen
Ein Blindsacksyndrom ensteht meist infolge eines chirurgischen Eingriffes am Dünndarm. Häufige Grundlagen für die Entstehung eines Blindsacksyndroms sind:
- Dünndarmresektionen
- Seit-zu-Seit-Anastomosen
- Seit-zu-End-Anastomosen
- Enterokolostomien
- Divertikulose
- Morbus Crohn (prästenotisch oder bei Insuffizienz der Bauhin-Klappe)
- Strikturen
- Adhäsionen mit sekundärer Stenosierung
Dabei kommt es durch Stase des Darminhalts im Blindsack zu einer Überwucherung mit Bakterien und Störung der Darmflora, unter anderem mit bakterieller Degradierung von Gallensäuren (Gallensäureverlust-Syndrom). Resultat sind abdominelle Beschwerden durch Malassimilation (z. B. von Fetten) sowie eine Resorptionsstörung bzw. Verbrauch des Cobalamins. Unbehandelt kann der daraus resultierende Vitamin-B12-Mangel zu einer megaloblastären Anämie sowie zu einer funikulären Myelose führen.
Therapie
Nach Möglichkeit sollte eine operative Korrektur der zugrundeliegenden Ursache erfolgen. Dabei wird die Kontinuität wiederhergestellt und/oder ein Blindsack entfernt. Kann das Blindsacksyndrom so nicht behoben werden, sollte eine Substitution von Cobalamin und bei Bedarf anderer fettlöslicher Vitamine erfolgen.