Säugling
Synonym: Baby
Englisch: infant, baby
Definition
Als Säuglinge werden Kinder ab vier Wochen nach ihrer Geburt zu ihrem ersten Geburtstag, bezeichnet. Von ihrer Geburt an bis dahin werden sie als Neugeborene bezeichnet, nach Vollendigung des ersten Lebensjahres nennt man das Kind Kleinkind.
Hintergrund
In der Säuglingsphase durchlaufen die Kinder eine sehr schnelle Entwicklung. Defizite in bestimmten Entwicklungsphasen können kurzfristig auftreten,aber auch wieder aufgeholt werden. Bestehen Entwicklungsdefizite längerfristig, so sollten sie durch einen Arzt abgeklärt werden.Das entsprechende Fachgebiet ist die Pädiatrie.
Für jede Phase der Entwicklung gibt es dort auftretende frühkindliche Reflexe, welche innerhalb der weiteren Entwicklung des Kindes abgeschwächt werden oder ganz verschwinden.
Reflexe
Die frühkindlichen Reflexe können jeweils einem bestimmten Bereich im Zentralen Nervensystem (ZNS) zugeordnet werden und sie stellen regelhaft ablaufende Vorgänge dar, welche als Antwort auf äußere Reize entstehen und über das Diencephalon vermittelt werden. Die Reflexe können nicht willkürlich beeinflusst werden. Dabei sind die auf einen Reiz folgenden Reaktionen zumeist nur wenig variabel. Die Reflexe begleiten die gleichzeitig stattfindende sensomotorische Entwicklung des Kindes.
Primitivreflexe
Zu den Primitivreflexen gehört der palmare Greifreflex (0.-6. Lebensmonat) und der plantare Greifreflex (0.-11. Lebensmonat), bei denen ein Bestreichen der Handinnenflächen beziehungsweise der Zehenballen zu einem Greifreflex führt. Des weiteren werden der Moro, ein Abstreck- und Umklammerungsreflex in den ersten sechs bis acht Lebenswochen, sowie der Galant-Reflex, der Schreitflex und der Extensorstoß zu den Primitivreflexen gezählt.
Tonische Reflexe
In der weiteren Entwicklung bauen sich die Primitivreflexe und die Massenbewegungen ab und werden zunächst durch die tonischen Reflexe ersetzt. Hierbei kommt es zur Ausbildung differenzierter Bewegungen, bei denen die Muskelspannung von der Kopfstellung abhängig ist. Die dabei entstehenden tonischen Reflexe sind allerdings nie so stark ausgeprägt, dass eine differenzierte Körperhaltung verhindert wird. Auch die tonischen Reflexe bilden sich mit der weiteren Entwicklung zurück, da ein persistieren eine Aufrichtung und die Ausbildung der Stell- und Gleichgewichtsreaktionen verhindern würde.
Zu den tonischen Reflexen werden der tonische Labyrinthreflex (TLR) sowie der symmetrisch tonische Nackenreflex (STNR) im 0. bis 3. Lebensmonat gezählt. Als dritter tonischer Reflex kommt noch der asymmetrisch tonische Nackenreflex in der 4. bis 8. Woche dazu.
Stellreaktionen
Die sich nach dem Abbau der tonischen Reflexe entwickelnden Stellreflexe sind zur Einstellung des Kopfes und Rumpfes bei einer Veränderung der Lage im Raum essentiell - und damit zur Entwicklung der Stütz- und Gleichgewichtsreaktionen. Diese Form der Reflexe und Reaktionen wird in der weiteren Entwicklung noch weiter modifiziert und bleibt, integriert in Willkürbewegungen, im gesamten weiteren Leben erhalten.
Zu den Stellreaktionen gehören die Labyrinthstellreaktion (LSR), die Halsstellreaktion (HSR), die Körperstellreaktion sowie die Sprungbereitschaft.
Gleichgewichtsreaktionen
Wird der Körperschwerpunkt zum Beispiel durch eine Bewegung verschoben oder die Unterstützungsfläche verändert, so sind im Entwicklungsverlauf verschiedene Halte- und Stützreaktionen zu beobachten. Ab dem sechsten Lebensmonat können diese Reaktionen durch seitliches Kippen der Unterlage in Bauchlage ausgelöst werden. Ab dem siebten Lebensmonat ist dies auch in Rückenlage möglich.Ab dem ersten Lebensjahr können die Halte- und Gleichgewichtsreaktionen im Sitzen und im vierfüßlerstand ausgelöst werden. Ab dem zweiten Lebensjahr beginnen diese Reaktionen im Stand und ab dem dritten Lebensjahr ebenfalls im Gang.
Blutbildung
In der frühen Säuglingsperiode kommt es einer Umstellung der Hämatopoese, die zu einem vorübergehenden Abfall des Hämoglobins (Hb), der so genannten Trimenonreduktion führt.