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Moro-Reflex

(Weitergeleitet von Umklammerungsreflex)

nach dem deutschen Pädiater Ernst Moro (1874-1951)
Synonyme: Klammerreflex, Umklammerungsreflex

1. Definition

Der Moro-Reflex ist ein Primitivreflex des Neugeborenen, der zwischen der 25. bis 30. Schwangerschaftswoche entsteht und sich in der Regel ab dem 3. Lebensmonat zurückbildet. Nach dem 6. Lebensmonat ist er physiologischerweise verschwunden.[1] Auslösende Stimuli sind akustische Reize, Lichtreize und Lageveränderungen, die vom Neugeborenen durch eine Streck- und anschließende Beugebewegung (Umklammerungsbewegung) der Extremitäten beantwortet werden.

2. Ablauf

Der Moro-Reflex folgt einem typischen Phasenablauf, wobei zunächst der Mund geöffnet, die Arme hochgerissen und die Finger abgespreizt werden (Phase I). Abschließend wird der Mund geschlossen, die Finger durch Faustschluss gebeugt und die Arme vor der Brust zusammengeführt (Phase II).

Bei ausgeprägtem Moro-Reflex kann zusätzlich eine Beugung der Beine in den Hüften auftreten.

3. Physiologie

Der Moro-Reflex ist ein Primitivreflex, der wahrscheinlich ursprünglich dazu diente, das Kind in Gefahrsituationen am Körper bzw. im Fell der Mutter zu verankern. Er ist nicht nur vestibulär, sondern prinzipiell auch durch andere Wahrnehmungen (auditiv, visuell, taktil) auslösbar. Neben der Bewegungskomponente führt er zur Ausschüttung von Stresshormonen sowie zu einer erhöhten Herz- und Atemfrequenz.

4. Klinik

Der Moro-Reflex dient der Überprüfung der regelrechten kindlichen Entwicklung innerhalb der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung. Er ist durch Kippen des Säuglings aus der sitzenden Position in Rückenlage auslösbar.

Ist der Moro-Reflex nur einseitig positiv, so kann dies auf eine obere Armplexuslähmung auf der Gegenseite hinweisen.

Eine normabweichende Persistenz nach dem 4. Monat erfordert eine motopädische Behandlung, da sie die psychomotorische Entwicklung des Kindes nachhaltig beeinträchtigt. Als Folgekomplikationen gelten das ADS, das ADHS und das KIDD-Syndrom.

5. Differentialdiagnose

Bei einem persistierenden Moro-Reflex ist auch an ein mögliches West-Syndrom mit Blitz-Nick-Salaam-Krampf (BNS-Krampf) zu denken. Die Symptome des BNS-Krampfes (B: Blitzartige wiederholte Beinflexion, N: heftiges repetitives Kopfnicken und S: ruckartiges Beugen der Arme, ggf. Zusammenführen vor der Brust und Thoraxflexion) können an einen benignen Moro-Reflex erinnern. Sie sind jedoch in der Hauptzahl (70%) der Fälle auf eine Phenylketonurie zurückzuführen, die eine psychomotorische Retardierung des Säuglings zur Folge hat.

6. Quellen

  1. Edwards CW, Al Khalili Y. Moro Reflex. [Updated 2023 Jul 25]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2025 Jan

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06.02.2025, 11:30
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