Analbeutelanschoppung (Hund)
Synonym: verstopfter Analbeutel
Definition
Als Analbeutelanschoppung bezeichnet man beim Hund einen mit Sekret gefüllten Sinus paranalis (Analbeutel), der sich in weiterer Folge entzünden oder gar abszedieren kann.
Vorkommen
Analbeutelanschoppungen betreffen bevorzugt kleine Hunde sowie Zwergrassen, können aber auch bei größeren Hunden aller Altersklassen gefunden werden.
Physiologie
Das Sekret der Analsdrüsen fungiert als tierspezifischer Durftmarker und ist ein trübes, braungräuliches, eventuell pastöses und unangenehm riechendes Sekret, das bei der Defäkation auf die Kotballen entleert wird. Dadurch wird der Kot mit dem körpereigenen Duftstoff markiert.
Ätiopathogenese
Zu einer Analbeutelanschoppung kommt es durch eine gesteigerte Drüsenfunktion bei gleichzeitig gestörter Sekretentleerung. Die Sekrete können entweder aufgrund anatomischer Gegebenheiten oder infolge eines zu weichen Kots nicht ausreichend aus den Analbeuteln entleert werden, sodass es zu einer Akkumulation innerhalb der Drüsen kommt.
In weiterer Folge entwickeln sich aufgrund des steigenden Drucks entzündliche Prozesse im umgebenden Gewebe, wobei es durch abszendierende Bakterien auch zu einer Abszessbildung (Analbeutelabszess) kommen kann. Unbehandelt bilden sich Fistelgänge und/oder die Abszesse platzen plötzlich auf.
Klinik
Häufige Symptome sind dauerndes Belecken der Perianalgegend mit konsekutiver lokaler pyotraumatischer Dermatitis und typisches "Schlittenfahren". Aufgrund der lokalen Reizung und des Juckreizes rutschen betroffene Tiere vermehrt mit ihrem Gesäß am Boden herum.
Durch die Entzündung entwickeln sich oftmals starke Schmerzen, sodass die Hunde das Sitzen vermeiden. Es kommt zu Tenesmen, Schmerzäußerungen bei der Defäkation und manchmal auch zu Koprostase.
Differenzialdiagnosen
- perianaler Pruritus (z.B. Flohspeichelallergie)
- Atopie
- massiver Bandwurmbefall
- Hautfaltenpyodermie
- Perianalfisteln
- Analbeuteltumor
Diagnose
Die Diagnose kann anhand der Anamnese und der typischen Klinik gestellt werden.
Palpatorisch lässt sich eine mehr oder weniger dolente Vorwölbung seitlich und etwas unterhalb des Afters feststellen. Bei manuellem Druck auf den entzündeten und meist dilatierten Analbeutel kann pastöses, granuläres und manchmal auch eitrig-blutiges sowie übel riechendes Detritusmaterial ausgepresst werden. Hat sich bereits ein Abszess gebildet, entleert sich der Eiter entweder durch die Fistelöffnung oder über eine bereits ulzerierte Stelle im perianalen Bereich.
Therapie
Bei einer einfachen Analbeutelanschoppung genügt es, den pastösen Inhalt mit sanftem und stetigem Druck aus der Analbeutelöffnung zu pressen. Bereits verhärtetes oder massiv angeschopptes Sekretmaterial kann durch Instillation einer öligen oder wässrigen Flüssigkeit in den Analbeutel erweicht und anschließend entleert werden.
Abszesse müssen chirurgisch drainiert und täglich mit einer desinfizierenden Lösung gespült werden. Bei systemischen Anzeichen (fieberhafte Allgemeinerkrankung) ist auch eine Antibiose indiziert.
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3