Amöbiasis
Synonyme: Amöbenruhr, Amöbenabszess
Definition
Die Amöbiasis bzw. Amöbenruhr ist eine Infektionskrankheit, die durch den Parasiten Entamoeba histolytica hervorgerufen wird und sich vor allem im Kolon und in der Leber manifestiert.
Epidemiologie
Die Amöbiasis ist in den tropischen und subtropischen Klimazonen endemisch. Außerhalb der Endemiegebiete sind Fälle von Amöbiasis importierte Erkrankungen.
Erreger
Erreger der Amöbiasis ist Entamoeba histolytica. Die für den Menschen infektiöse Form ist die Zystenform von Entamoeba histolytica. Nach oraler Aufnahme wandelt sich der Erreger in die sogenannten Minuta- und Magnaformen. Infizierte scheiden ihrerseits Zysten aus, die zu weiteren Infektionen führen können.
Der Infektionsweg ist entsprechend fäkal-oral. Ausgeschiedene Zysten von Entamoeba histolytica sind äußeren Umständen gegenüber widerstandsfähig. Sie bleiben für mehrere Wochen infektiös.
Klinik
Bei der Amöbiasis werden die intestinale und die extraintestinale Form unterschieden. Sie kann auch asymptomatisch verlaufen.
Intestinale Form
Bei der intestinalen Form der Amöbiasis, die auch als Amöbenruhr bezeichnet wird, kommt es zu einer ausgeprägten ulzerierenden Kolitis. Die Inkubationszeit liegt zwischen einem und sieben Tagen. In seltenen Fällen kommt es zu einer granulomatösen Umbildung, die dann als Amöbom eine Raumforderung in der Darmwand verursacht. Symptome der Amöbenruhr sind breiige Durchfälle, die in der Regel schleimig und blutig („himbeergeleeartig") sind. Die Patienten klagen über Bauchschmerzen, Fieber und krampfartige Schmerzen bei der Stuhlentleerung (Tenesmen). Bei ausgeprägter Erkrankung kann es zu 40 bis 50 Stuhlentleerungen pro Tag kommen, wobei dabei in der Regel nur noch Schleim ausgeschieden wird.
Extraintestinale Form
Die extraintestinale Form der Amöbiasis ist nahezu gleichzusetzen mit dem Amöbenabszess der Leber, der mit 90% die häufigste extraintestinale Komplikation ist und überwiegend im rechten Leber-Lappen auftritt. Durch das raumfordernde Wachstum in der Leber kann es zu epigastrischen Schmerzen, einem unspezifischen Druckgefühl und eventuell sogar zur Thoraxkompression kommen. Begleitend können subfebrile Temperaturen vorliegen.
Zu beachten ist, dass eine Infektion mit Entamoeba histolytica nur in einem Teil der Fälle (etwa 25%) zu einer Amöbenruhr führt. Weiterhin gilt, dass einem Amöbenabszess der Leber nicht unbedingt eine Amöbenruhr vorausgegangen sein muss. Die Latenz zwischen der Infektion und der Manifestation eines Amöbenabszesses in der Leber kann Monate bis Jahre betragen.
Diagnostik
Der Nachweis von Entamoeba histolytica erfolgt aus einer Stuhlprobe. Dafür werden 3 frische Stuhlproben von 3 Stühlen benötigt. Ein mikroskopischer Nachweis der Magnaformen des Erregers ist beweisend für eine Amöbiasis.
Bei unklaren Befunden und zur Differenzierung von apathogenen Formen von Entamoeba histolytica kann eine PCR hinzugezogen werden.
Therapie
Bei der Therapie der Amöbiasis haben sich zwei Gruppen von Medikamenten bewährt:
- Nitroimidazole wie z.B. Metronidazol
- Kontaktamöbizide wie z.B. Paromomycin
Bei der Amöbenruhr wird zunächst 10 Tage lang mit Metronidazol behandelt. Um eine Persistenz der Amöben im Darmtrakt zu vermeiden, wird anschliessend eine Therapie mit Paromomycin angeschlossen. Bei der extraintestinalen Form wird gleichartig Verfahren, eine Punktion des Leberbefundes ist nur bei drohendem Rupturgeschehen anzuraten.
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