Adipositas-Paradoxon
Englisch: obesity paradox
Definition
Das Adipositas-Paradoxon ist ein epidemiologisches Phänomen, bei dem die Überlebenschancen von übergewichtigen Patienten bei manchen Erkrankungen höher sind als bei Normalgewichtigen.
Beispiele
Obwohl Übergewicht ein bedeutenden Risikofaktor für diverse Erkrankungen darstellt, scheint es bei folgenden Krankheitsbildern gleichzeitig die Überlebenschancen der Patienten zu erhöhen:
Erklärungsansätze
Eindeutige wissenschaftliche Beweise für das Adipositas-Paradoxon liegen bislang nicht vor. Dennoch existieren folgende Erklärungsansätze:
- Adipöse Menschen besitzen ein höheres metabolisches Reservevolumen, was insbesondere bei malignen Tumorerkrankungen vorteilhaft sein kann. Eine Tumorkachexie verläuft infolgedessen häufig milder.
- Als Folge einer Adipositas zirkulieren zumeist größere Mengen an Lipoproteinen im Blut, als dies bei Normalgewichtigen der Fall ist. Möglicherweise führt diese Tatsache zu einer verbesserten Eliminierung von Endotoxinen.
- Häufig wird stark übergewichtigen Patienten eine engmaschigere und intensivere Überwachung durch das medizinische Fachpersonal zuteil, da sie einem allgemein höheren Erkrankungsrisiko unterliegen.
- Das Risiko für Knochenbrüche - eine häufige Todesursache im hohen Alter - ist bei adipösen Menschen deutlich reduziert.
- Folgeerkrankungen wie z.B. eine koronare Herzkrankheit oder ein Malignom entstehen bei adipösen Menschen "nur" bzw. vorrangig durch die Adipositas selbst. Bei anderen (nicht-adipösen Menschen) kommt die gleiche Erkrankung möglicherweise durch schwerwiegendere Ursachen wie z.B. eine genetische Prädisposition oder die Exposition gegenüber gefährlichen Noxen zustande. Diese unterschiedliche Ätiologie kann eventuell auch zu einer unterschiedlichen Überlebenswahrscheinlichkeit zugunsten adipöser Menschen führen.
Problematik
Aus den o. g. Theorien einen therapeutischen Vorteil von Adipositas zu ziehen, wäre falsch. Zwar scheinen stark übergewichtige Personen gewisse Erkrankungen besser zu tolerieren, das Risiko für das eigentliche Auftreten dieser Störungen wiederum ist bei Normalgewichtigen deutlich geringer.
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