ASITN/SIR-Skala
Englisch: ASITN/SIR scale, ASITN/SIR collateral scale
Definition
Die ASITN/SIR-Skala beschreibt den Status der Kollateraldurchblutung beim ischämischem Schlaganfall auf der Grundlage einer digitalen Subtraktionsangiographie (DSA). Namensgebend sind die an der Entwicklung beteiligten Fachgesellschaften American Society of Interventional and Therapeutic Neuroradiology und Society of Interventional Radiology. Die Skala dient der standardisierten Erfassung der zerebralen Kollateralzirkulation und hat prognostische Relevanz in Bezug auf den Reperfusionserfolg und das klinische Outcome.[1]
Einteilung
Die Skala umfasst fünf Grade (0–4). Sie basiert auf dem zeitlichen und räumlichen Ausmaß der Kollateralperfusion distal einer arteriellen Gefäßokklusion:
- Grad 0: Keine Kollateralen zum ischämischen Gebiet sichtbar.
- Grad 1: geringe Kollateralen, verzögerte Füllung peripherer Anteile des ischämischen Gebiets
- Grad 2: Kollateralen füllen Teile des ischämischen Gebiets, peripher schnell, sonst verzögert und inkomplett.
- Grad 3: langsame, aber vollständige Kollateralfüllung des ischämischen Gebiets
- Grad 4: vollständige und rasche Kollateralperfusion des gesamten ischämischen Gebiets
Anwendung in der Klinik
Die Bewertung erfolgt typischerweise in der DSA im Rahmen der Diagnostik vor mechanischer Thrombektomie bei akutem ischämischem Schlaganfall. Ein höherer ASITN/SIR-Grad korreliert mit besserem klinischem Outcome, geringerem Infarktvolumen und höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Reperfusion.[2][3]
Bewertungskriterien
Für die Anwendung ist eine gute Darstellung der pialen Kollateralen erforderlich. Die Bewertung erfolgt meist aus anteriorer oder lateraler Projektion, abhängig vom betroffenen Stromgebiet. Die Skala ist subjektiv, jedoch in der Literatur vielfach validiert und klinisch weit verbreitet.[2]
Limitationen
Die Skala ist nicht exakt quantitativ und unterliegt interindividuellen Bewertungsunterschieden. Ihre Anwendung ist auf Patienten mit ausreichender DSA-Darstellung limitiert und abhängig von Injektionsparametern sowie Kontrastfluss.
Weitere Klassifikationen
Alternative oder ergänzende Methoden zur Beurteilung des Kollateralstatus umfassen Perfusions-CT-basierte Perfusionsparameter (z.B. Tmax >6 s), multiphase CT-Angiographien sowie neuere automatisierte Scoring-Systeme.[3]
Literatur
- ↑ Higashida, R. T., Furlan, A. J., Roberts, H., et al. (2003). Trial design and reporting standards for intra-arterial cerebral thrombolysis for acute ischemic stroke. Stroke, 34(8), e109–e137. https://doi.org/10.1161/01.STR.0000082721.62796.09
- ↑ 2,0 2,1 Liebeskind, D. S. (2003). Collateral circulation. Stroke, 34(9), 2279–2284. https://doi.org/10.1161/01.STR.0000086465.41263.06
- ↑ 3,0 3,1 Menon, B. K., Qazi, E. M., Nambiar, V., et al. (2015). Differential effect of baseline computed tomography angiography collaterals on clinical outcome in patients with acute ischemic stroke. Stroke, 46(5), 1237–1242.