Renin
Definition
Renin ist ein hormonähnliches Enzym, das ins Plasma sezerniert wird. Seine Funktion im Stoffwechsel ist die Abspaltung von Angiotensin I aus dem Plasmaprotein Angiotensinogen.
Biochemie
Renin ist eine spezifische Endopeptidase (Aspartatprotease). Das Molekulargewicht des Reninmoleküls beträgt 41 kDa. Das pH-Optimum für die Abspaltung von Angiotensin I liegt bei einem pH-Wert von 5,5 bis 6.
Synthese
Die Synthese von Renin erfolgt in Zellen des juxtaglomerulären Apparates. Renin wird jedoch nicht nur in den Nieren, sondern auch in extrarenalen Geweben synthetisiert. Dazu gehören:
Renin liegt nach der Translation zunächst als Vorstufe vor, die im endoplasmatischen Retikulum und Golgi-Apparat weiter modifiziert wird.
Sekretion und Homöostase
Die Sekretion von Renin wird durch eine Reihe von Einflüssen bedarfsgerecht reguliert:
- In der Wand der afferenten Arteriole der Nierenkörperchen befinden sich Barorezeptoren, die auf einen Abfall des Perfusionsdrucks in den Nieren hin die Synthese und Sekretion von Renin anregen.
- Eine sinkende Konzentration von Natrium-Ionen an der Macula densa stimuliert die Reninsekretion.
- Nervale Einflüsse können an den juxtaglomerulären Zellen über β1-Rezeptoren die Sekretion steigern. Unter Einfluss des Parasympathikus nimmt die Reninsekretion hingegen ab.
- Humorale Faktoren wie Angiotensin II oder Aldosteron senken die Reninsekretion im Sinne eines Feedback-Mechanismus.
- Prostaglandin E2 steigert in der Niere die lokale Perfusion und fördert so die Freisetzung von Renin.
Den Haupteinfluss auf die Reninsekretion üben die erstgenannten Barorezeptoren aus. Schwankungen der Reninsekretion können diagnostisch bei der Bestimmung der Plasma-Renin-Aktivität zur Abklärung einer renalen Hypertonie genutzt werden.
Labormedizin
Material
Für die Untersuchung werden 5 ml Serum benötigt. Das Serum sollte nach der Abnahme umgehend in das Labor transportiert werden. Bei absehbarer längerer Lagerung sollte man das Material zentrifugieren, abseren und einfrieren.
Referenzbereiche
Klientel | Norm [ng/l] | |
---|---|---|
Erwachsene | liegend | 6-65 |
stehend | 6-30 | |
Kinder | Neugeborene bis 1 Monat | 24-850 |
1 Monat-1 Jahr | 5-308 | |
1-5 Jahre | 5-112 | |
5-16 Jahre | 5-143 |
Interpretation
Erhöhte Werte
Wird das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System übermäßig stimuliert, beispielsweise bei einem manifesten arteriellen Hypertonus oder bei Nierenarterienstenosen, wird vermehrt Renin und Aldosteron produziert. Man spricht dann von einem sekundären Hyperaldosteronismus.
Auch eine Aldosteronabbaustörung z.B. durch Leberfunktionseinschränkungen kann zu erhöhten Renin-Werten führen. Generell erhöhte Aldosteronwerte können darüber hinaus unter Diuretika-, Glukokortikoid- oder Carbenoxolontherapie sowie bei Lakritzabusus (> 500 g täglich) vorliegen. In der Schwangerschaft ist der Renin-Wert physiologisch erhöht. Im Rahmen eines adrenogenitalen Syndroms kommt es zu erhöhten Renin-Werten bei erniedrigten Aldosteron-Werten.
Auch Renin-sezernierende Tumoren wie ein Nierenzellkarzinom, Bronchialkarzinom oder das Bartter-Syndrom können zu erhöhten Werten führen.
Erniedrigte Werte
Erniedrigte Werte liegen meist bei primärem Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) vor. Dies zeichnet sich durch einen fehlenden Anstieg nach Orthostase aus. Zugrunde liegt in etwa 80 % der Fälle ein Nebennierenadenom, in etwa 20 % eine Nebennierenhyperplasie und in seltenen Fällen ein Malignom. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Quellen
Laborlexikon.de; abgerufen am 18.04.2021
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