Weiblicher Zyklus
Synonyme: menstrueller Zyklus, Menstruationszyklus
Englisch: menstrual cycle, female cycle
Definition
Unter dem weiblichen Zyklus oder Menstruationszyklus versteht man die periodischen Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut und die synchron verlaufende Heranreifung einer Eizelle im Ovar sowie weitere zyklusabhängige Veränderungen des weiblichen Genitales, die durch einen hormonellen Regelkreis gesteuert werden. Sie machen sich durch den periodischen Austritt von Blut aus dem Uterus, die Menstruation, bemerkbar.
Einteilung
Man kann den weiblichen Zyklus nach den wichtigsten Zielorganen weiter unterteilen in:
- Ovarieller Zyklus: Veränderungen im Eierstock (Ovar)
- Endometrialer Zyklus: Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut
Da auch die anderen Anteile der weiblichen Geschlechtsorgane zyklischen Veränderungen unterworfen sind, lässt sich weiter differenzieren in:
- Vaginaler Zyklus: Veränderungen der Vagina
- Tubarer Zyklus: Veränderungen der Eileiter
- Zervikaler Zyklus: Veränderungen der Zervix
Regulation
Der weibliche Zyklus unterliegt einer hormonellen Regulation, die auf drei Ebenen stattfindet. Aus dem Hypothalamus wird durch den sogenannten GnRH-Pulsgenerator pulsatil (etwa alle 1-2 Stunden) GnRH in das hypophysäre Pfortadersystem abgegeben. Dadurch wird im Hypophysenvorderlappen die ebenfalls pulsatile Freisetzung von LH und FSH induziert. Beide Hormone führen in den Eierstöcken zur Follikelreifung und Produktion von Östrogenen und Progesteron. Diese wirken wiederrum auf Hypothalamus und Hypophyse ein und modulieren die Funktion über positive bzw. negative Rückkopplung.
Phasen
Der weibliche Zyklus beginnt mit dem 1. Tag der Menstruation und endet mit dem letzten Tag vor der nächsten Blutung. Der Modellzyklus hat eine Länge von 28 Tagen, in dem die Ovulation am 14. Zyklustag stattfindet. Die tatsächliche Zykluslänge variiert von Frau zu Frau bzw. von Zyklus zu Zyklus. Eine Zykluslänge zwischen 25 und 31 Tagen gilt als physiologisch, die Ovulation kann entsprechend vor oder nach dem 14. Zyklustag stattfinden. Der Zyklus kann in 4 Phasen eingeteilt werden, wobei sich die Zeitangaben auf den Modellzyklus beziehen.
Proliferationsphase (5. bis 14. Zyklustag)
Während der Proliferationsphase bewirkt FSH die Reifung eines Follikels und der in ihm enthaltenen Eizelle im Eierstock. Gleichzeitig kommt es unter dem Einfluss von Östrogen zur Regeneration der während der Menstruation abgestoßenen Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Das Hormon bewirkt außerdem einer Öffnung der Zervix und eine Verflüssigung des Zervixschleims. Zwischen dem 12. und dem 14. Zyklustag wird der Eisprung durch einen Abfall des Östrogenspiegels und einen Anstieg der Hormone FSH und LH ausgelöst und das Ei vom Eileiter aufgenommen. Findet innerhalb von 24 Stunden keine Befruchtung statt, stirbt die Eizelle ab.
Sekretionsphase (15. bis 24. Zyklustag)
An die Proliferationsphase schließt sich die Sekretionsphase an. Aus der ehemaligen Hülle der Eizelle ist der Gelbkörper, das Corpus luteum, entstanden. Er produziert unter dem Einfluss von LH das Gestagen Progesteron, welches zur weiteren Verdickung der Gebärmutterschleimhaut führt: die Drüsen der Gebärmutterschleimhaut (Glandulae uterinae) wachsen sehr stark und nehmen eine korkenzieherartige Form an. Es kommt zur Einlagerung von mit Glykogen gefüllten Vakuolen in das Epithel der Schleimhaut. Die Zervix verengt sich wieder und wird zusätzlich durch eingedickten Zervixschleim verschlossen. Progesteron führt durch seinen thermogenetischen Effekt zu einer Erhöhung der Basaltemperatur. Hat eine Befruchtung der Eizelle stattgefunden, findet in dieser Phase die Nidation statt.
Ischämische Phase (ab dem 25. Zyklustag)
Ist die Eizelle nicht befruchtet worden, kommt es zu einer Rückbildung des Gelbkörpers, die zu einem Mangel an Progesteron führt. Aus diesem Grund bildet sich die Gebärmutterschleimhaut zurück. Kontraktionen in der Muskelschicht der Gebärmutterwand (Myometrium) und Verengung von Gefäßen führen zu einer mangelnden Durchblutung (Ischämie) der Schleimhaut. Die ischämische Phase wird in manchen Systematiken auch als Teil der Sekretionsphase geführt.
Die Dauer der Sekretionsphase und ischämischen Phase ist im Vergleich zur Proliferationsphase relativ stabil und beträgt i.d.R. zwischen 12 und 16 Tagen. Kürzere bzw. längere Zyklen sind entsprechend durch eine variable Länge der Proliferationsphase gekennzeichnet, in denen die Ovulation früher bzw. später als an Zyklustag 12-14 stattfindet.
Desquamationsphase (1. bis 4. Zyklustag)
In der Desquamationsphase wird die funktionelle Zone der Gebärmutterschleimhaut enzymatisch abgebaut und dabei Blut durch Kontraktionen des Myometriums abgestoßen. Der Umfang des menstruellen Blutverlustes wird in der Literatur sehr unterschiedlich angegeben. Er soll durchschnittlich zwischen 40 und 120 ml liegen.
Ausgelöst wird die Menstruation durch den Mangel an Progesteron. Zurück bleibt eine Wundfläche, aus der sich in der folgenden Proliferationsphase die Schleimhaut regeneriert.
siehe auch: Follikelreifung, Anti-Baby-Pille, Menstruation
Klinik
Störungen des weiblichen Zyklus bezeichnet man als Zyklusstörungen oder Zyklusanomalien. In Bezug auf das Blutungsmusters oder die Blutungsfrequenz wird auch von abnormen uterinen Blutungen (AUBs) gesprochen.
Die Gründe für Zyklusstörungen sind vielfältig. Es können gynäkologische, endokrine, systemische oder genetische Störungen sowie Fehlbildungen vorliegen. Auch bei Ausschöpfung aller diagnostischen Möglichkeiten lassen sich die Ursachen nicht immer eindeutig identifizieren.
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