Masernvirus
Synonym: Masern-Virus, Morbillivirus
Englisch: measles morbillivirus(MeV), measles virus (MV)
Definition
Das Masernvirus ist ein humanpathogenes Virus aus der Familie der Paramyxoviren, genauer gesagt aus der Gattung der Morbilliviren. Es ist der Erreger der Masern.
Taxonomie
- Bereich: Riboviria
- Phylum: Negarnaviricota
- Familie: Paramyxoviridae
- Unterfamilie: Orthoparamyxovirinae
- Gattung: Morbillivirus
- Art: Masernvirus
- Gattung: Morbillivirus
- Unterfamilie: Orthoparamyxovirinae
- Familie: Paramyxoviridae
- Phylum: Negarnaviricota
siehe Hauptartikel: Virustaxonomie
Morphologie
Das Masernvirus ist ein behülltes RNA-Virus mit (-)-Strang-RNA. Es hat eine rundliche Form und einen Durchmesser von etwa 150 nm. Die Virushülle besteht aus einer Doppellipidschicht, die von der Wirtszelle abstammt. Darin eingelagert sind zwei verschiedene Glykoproteine: das Hämagglutinin und das Fusionsprotein. Von innen angelagert an die Lipidmembran bildet das Matrixprotein ein durchgängige Schicht. Es spielt eine Rolle beim Budding des Virus.
Im Inneren befindet sich das helikal gewundenen Nukleokapsid, das aus der RNA und gebundenen Nukleoproteinen besteht. Elektronenmikroskopisch sind die Nukleokapside als ca. 20 nm lange Stäbchen sichtbar. Weitere RNA-assoziierte Proteine sind die RNA-Polymerase (RNA-directed RNA-Polymerase) und das Phosphoprotein. Letzteres verankert die RNA-Polymerase am Nukleoprotein und garantiert so die effiziente Replikation und Transkription in der Wirtszelle.
Genetik
Das Genom des Masernvirus umfasst rund 16.000 Nukleotide und kodiert sechs Struktur- und zwei Nichtstrukturproteine.
- Strukturproteine: Hämagglutinin (H), Fusionsprotein (F), Matrixprotein (M), Nukleoprotein (N), Phosphoprotein (P) und die RNA-Polymerase bzw. Large Protein (L)
- Nichtstrukturproteine: V-Protein (V) und C-Protein (C)
Letztere finden sich nicht im Virion, sind aber für die Virulenz entscheidend, indem sie die Interferon-Ausschüttung unterdrücken.
Übertragung
Das Virusreservoir ist der infizierte Mensch. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt aerogen.
Epidemiologie
Die Masern treten in Epidemien unter nicht geimpften Personen auf. Das Virus ist extrem kontagiös, sodass bei Kontakt zwischen zwei Menschen fast immer eine Ansteckung erfolgt. Der Kontagionsindex beträgt nahezu 100%. Die Ansteckung führt dabei fast immer zum Ausbruch der Masern, d.h. der Manifestationsindex liegt ebenfalls nahe 100%.
Pathogenese
Das Masernvirus infiziert zunächst das respiratorische Flimmerepithel und breitet sich per continuitatem in die Blutbahn aus. Über das Blut werden Makrophagen und Endothelzellen infiziert. Durch Zerstörung der dendritischen Zellen und Beeinträchtigung der Signaltransduktionswege, vor allem in T-Lymphozyten, wird das Immunsystem Erkrankter erheblich geschwächt.
Dadurch kann es als Komplikation leicht zu bakteriellen Superinfektionen kommen, häufigste Komplikation ist die Pneumonie, gefolgt von der Otitis media. Gefürchtet ist die postinfektiös auftretende Masern-Enzephalitis.
Selten kann bei einem vorliegenden Immundefekt auch die gefürchtete subakute sklerosierende Panenzephalitis auftreten.
Impfung
Eine Impfung gegen das Masernvirus in Form der MMR-Schutzimpfung wird von der STIKO empfohlen.