Imatinib
Handelsnamen: Glivec®, Imatinib axios
Synonyme: Imatinibum, Imatinibmesylat, Imatinibmesilat
Englisch: imatinib
Definition
Imatinib ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffgruppe der Tyrosinkinase-Inhibitoren. Er wird zur Behandlung verschiedener maligner Tumore, u.a. bei chronisch myeloischer Leukämie (CML) und gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) eingesetzt.
Chemie
Die Summenformel von Imatinib lautet C29H31N7O. Das Zytostatikum gehört zu den aromatischen Kohlenwasserstoffen. Es handelt sich um ein 2-Phenylaminopyrimidinderivat.
Wirkmechanismus
Die chronisch myeloische Leukämie wird durch eine einzige genetische Veränderung, das so genannte Philadelphia-Chromosom ausgelöst. Dabei kommt es zur reziproken Translokation zwischen Chromosom 9 und Chromosom 22 an definierten Bruchstellen. Die DNA an diesen Bruchstellen kodiert wichtige Gene: Auf Chromosom 9 liegt beim Menschen das ABL1-Gen, auf Chromosom 22 das BCR-Gen. Durch Fusion von Chromosom 9 mit dem translozierten Fragment von Chromosom 22 entsteht eine veränderte, konstitutiv aktive Kinase (BCR-ABL-Fusionsprotein). Deren ständige Aktivität führt zu Proliferation und Apoptoseresistenz der Leukämiezellen.
Imatinib bindet reversibel die ATP-Bindungsstelle der Tyrosinkinase und hemmt so deren Aktivität. Hierdurch wird die pathologische Zellproliferation der mutierten Blutstammzellen inhibiert.
Innerhalb der ersten drei Jahre kann es bei einigen Patienten, aufgrund von Punktmutationen im BCR-ABL-Gen, zu einer "Imatinibresistenz" kommen. In diesen Fällen ist ein Wechsel auf Tyrosinkinaseinhibitoren der zweiten Generation (z.B. Dasatinib, Nilotinib) notwendig.
Indikationen
Imatinib ist gegen eine Reihe von Krebserkrankungen wirksam. Häufigste Indikation ist die klassische chronisch myeloische Leukämie.
Weitere Einsatzgebiete sind:
- BCR-abl-positive akute lymphatische Leukämie (ungefähr 20 % der erwachsenen und 5 % der pädiatrischen ALL-Fälle)
- Hypereosinophilie-Syndrom und chronische eosinophile Leukämie (CEL)
- andere |myeloproliferative (MPN) oder myelodysplastisch-myeloproliferative Erkrankungen (MDS/MPN)
- aggressive Formen der Mastozytose
- eine Reihe von Hauttumoren (z.B. Dermatofibrosarcoma protuberans)
- gastrointestinale Stromatumore (GIST)
Darreichungsform
Imatinib wird oral in Form von Tabletten oder Hartkapseln appliziert.
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
Problematisch ist eine gleichzeitige und regelmäßige Einnahme von Imatinib und Paracetamol, da Imatinib die Glucuronidierung von Paracetamol hemmt. Weiterhin beeinflusst das Zytostatikum bestimmte Untereinheiten des Cytochrom P450, was zu Interaktionen mit anderen Arzneistoffen führen kann. So hemmt Imatinib die Einheiten CYP2C9, CYP2D6, CYP3A4 und CYP2C19, bei CYP3A4 agiert es als Substrat.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit oder Unverträglichkeit gegenüber dem Wirkstoff.
Weblinks
- Lueken N et al. Großflächige grau-blaue Makula am harten Gaumen als Nebenwirkung von Imatinib. Dtsch Arztebl Int 2019 - Fallbericht mit Abb.
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