Diabetischer Fuß
Englisch: diabetic foot
Definition
Der diabetische Fuß ist eine durch schlecht heilende chronische Wunden des Fußes gekennzeichnete Komplikation des Diabetes mellitus.
Pathogenese
Die Pathogenese wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Die Atherosklerose und die diabetische Polyneuropathie stehen dabei im Vordergrund. Nach Entstehung von Wunden kompliziert die im Rahmen des Diabetes mellitus auftretende Wundheilungsstörung den weiteren Verlauf.
Neuropathische Pathogenese
Bei der neuropathischen Pathogenese ist die diabetische Polyneuropathie Ursache des diabetischen Fußes. Die Durchblutung des Fußes ist dabei intakt. Durch Lähmungen der Fußmuskulatur kommt es zur Fehlbelastung des Fußes. Die Metatarsalia sinken im Bereich des Vorfußes fortschreitend ab.
Erstes Zeichen der Fehlbelastung sind umschriebene Hyperkeratosen. Im weiteren Verlauf kommt es zu Einrissen der Haut. Aufgrund der eingeschränkten Sensibilität empfinden die betroffenen Patienten allerdings keine Schmerzen. So entwickeln sich im Laufe der Zeit tiefe, schlecht heilende Wunden.
Ischämische Pathogenese
Bei der ischämischen Pathogenese liegt dem diabetischen Fuß eine durch Arteriosklerose der Beingefäße bedingte Ischämie zugrunde. Die Ischämie führt im betroffenen Bereich zu Nekrosen und Ulzerationen.
Mischformen, bei denen beide Formen der Pathogenese ineinander übergehen sind häufig.
Diagnostik
- Anamnese
- Körperliche Untersuchung (Fußdeformitäten, Hautkolorit, Druckstellen, Ulzera)
- Labor
- Blutbild, CRP
- Bestimmung des Blutzuckers (bei Bedarf weitere Stoffwechselparameter)
- Dopplersonographie der Fußarterien
- Knöchel-Arm-Index: Ein Wert < 0,9 spricht für eine arterielle Verschlusskrankheit.
- Bildgebung
- Röntgen des Fußskeletts
- Angiographie der Unterschenkel
- Neurologische Untersuchung
- Reflexstatus: abgeschwächter oder fehlender ASR
- Stimmgabeltest am Knöchel zur Beurteilung der Vibrationsempfindung (herabgesetzt bei Polyneuropathie)
- Monofilament-Test: Durch Anlegen eines 0,1 mm breiten Fadens an die Fußsohle wird die Berührungsempfindlichkeit der Haut überprüft.
- Transkutane Messung des Sauerstoffpartialdrucks am Fuß
- Pedographie (Druckmessung an der Fußsohle)
- Abstrich zur mikrobiologischen Diagnostik bei Wundinfektion
Therapie
Die Therapie des bestehenden diabetischen Fußes besteht vorrangig in einem Debridement der Wunde. Dabei sollte möglichst auf gewebsschädigende aggresive Desinfektionsmittel verzichtet werden. Im Anschluss ist eine feuchte Wundbehandlung mit zweimal am Tag zu wechselnden Kochsalzverbänden durchzuführen. Sinnvoll ist eine Druckentlastung betroffener Areale (z.B. spezielle Einlagen, Orthopädische Schuhe).
Bei arteriosklerotisch bedingten diabetischen Füßen ist eine Wiederherstellung der Blutversorgung notwendig. Geeignete Verfahren hierzu sind Bypass-Operationen, perkutane Dilatation mit Einlage von Stents und die Laser-Angioplastie.
Bei ausgeprägter Wundinfektion ist eine systemische Therapie mit Antibiotika (z.B. Clindamycin) durchzuführen.
Ziel der Therapie ist die Verhinderung einer Amputation und die damit verbundene Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität. Daher ist neben der Sanierung des lokalen Befundes die Therapie der Grunderkrankung Diabetes mellitus und ihrer Folgeerkrankungen von größter Wichtigkeit.
Jeder Diabetiker sollte dazu angehalten werden seine Füße regelmäßig auf Verletzungen zu kontrollieren und bereits frühzeitig eine intensive Fußpflege zu betreiben. Eine Diabetikerschulung kann eine Veränderung der Lebensführung in diesem Sinne unterstützen.
Bei Misslingen der Therapie oder fortgeschrittenen Befunden kann eine (Teil-)Amputation des Fußes unumgänglich werden.
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