Belastungs-EKG
Synonym: Belastungs-Elektrokardiographie
Englisch: exercise electrocardiography, exercise ECG
Definition
Ein Belastungs-EKG ist ein Elektrokardiogramm, das während einer dynamischen Belastung aufgezeichnet wird bzw. die Prozedur selbst. Das Belastungs-EKG gehört zu den Untersuchungen, die im Rahmen einer Ischämiediagnostik durchgeführt werden können.
Belastungsformen
Die Belastung wird dynamisch auf einem Fahrradergometer (in der BRD bevorzugt), Laufband (in den USA bevorzugt) oder auf einem Treppenstufenmodell (selten) hervorgerufen.
Fahrradergometrisches Belastungs-EKG
Bei der fahrradergometrischen Belastung sitzt der Patient auf dem Fahrrad oder tritt halbliegend die Pedalen. Dabei absolviert er bei vorgegebener Drehzahl steigende Belastungsstufen. Je nach Alter und Kondition wird mit einer Belastung von 25-75 Watt begonnen und stufenweise in definierten Zeitabständen eine Steigerung vorgenommen. Ziel ist es, eine individuell ermittelte Ziel-Herzfrequenz bzw. sekundär auch eine Mindestbelastungsstufe zu erreichen. Werden die Vorgaben nicht erreicht, ist das Belastungs-EKG hinsichtlich einer Ischämie nur bedingt aussagekräftig (inadäquat oder falsch negativer Befund möglich).
Im EKG wird nach möglichen Endstreckenveränderungen und Herzrhythmusstörungen gefahndet, die auf eine Ischämie hinweisen können. Neben der Ischämiediagnostik dient das Belastungs-EKG auch zur Beurteilung von belastungsinduzierten Beschwerden wie Dyspnoe und Thoraxschmerzen (Typisch? Reproduzierbar?) sowie der Kreislaufregulation (Entwicklung von Blutdruck und Herzfrequenz).
Aussagekraft
- Das Belastungs-EKG hat eine niedrige Sensitivität und besonders bei Frauen eine niedrige Spezifität. Daher ist der Befund immer im Zusammenhang mit dem klinischen Beschwerdebild des Patienten und den vorliegenden kardiovaskulären Risikofaktoren zu bewerten. Entsprechend macht es häufig auch Sinn, eine zweite Untersuchung aus dem Spektrum der Ischämiediagnostik anzuordnen, um die Befundsicherheit zu erhöhen.
Indikationen
- Beurteilung des kardiovaskulären Risikos beim Screening
- Nachweis und Beurteilung einer KHK (ischämisch)
- Beurteilung des therapeutischen Ansprechens von Medikamenten
- Vor Verschreibung von therapeutischem Training
- Bestimmung des Grades der Behinderung
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
- Aortendissektion
- akuter Myokardinfarkt (AMI) innerhalb der letzten 48 Std.
- Instabile Angina pectoris in der Akutphase (vor Stabilisierung der Symptome)
- Vorhandensein potenziell schwerwiegender Arrhythmien
- Dekompensierte Herzinsuffizienz
- Lungenembolie in der akuten Phase
- Lungeninfarkt in der akuten Phase
- Myokarditis in akuter Phase
- Hochgradige, symptomatische Aortenklappenstenose
- akute Endokarditis oder Perikarditis
- tiefe Venenthrombose (TVT)
Relative Kontraindikationen
- Hochgradige Hypertonie (Systolisch > 200 mmHg oder diastolisch > 110 mmHg)
- Hauptstammstenose
- hochgradige Elektrolytstörung
- schwere Hyperthyreose
- mäßige bis schwere Herzklappenerkrankungen
- Schlaganfall innerhalb des letzten Monats
- AV-Block 2. oder 3. Grades
- Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (HOCM)
- unzureichend kontrollierte Arrhythmien