Neglect
Achtung: Du siehst nicht die aktuelle, sondern eine ältere Version dieser Seite.

Eine neue Leitlinie ist verfügbar.
Klick auf "Bearbeiten" und aktualisiere diesen Artikel!

Eine neue Leitlinie ist verfügbar.
Klick auf "Bearbeiten" und aktualisiere diesen Artikel!
von lateinisch: neglegere - vernachlässigen
Englisch: neglect
1. Definition
Beim Neglect handelt es sich um eine neurologische Störung der Aufmerksamkeit in Form der Vernachlässigung einer Raum- bzw. Körperhälfte (egozentrisch) und/oder Objekthälften (allozentrisch).
2. Pathologie
Ein Neglect tritt häufig nach größeren Hirninfarkten oder Blutungen der Arteria cerebri media auf. Ursächlich ist typischerweise eine Läsion in der rechten (d.h. nicht-sprachdominanten) Hemisphäre, die in folgenden Anteilen der Hirnrinde (Cortex) auftreten kann:[1]
- oberer und mittlerer Temporallappen (häufigster Läsionsort)
- Lobulus parietalis inferior
- ventrolateraler Präfrontalkortex
3. Störungsbilder
Die Erkrankung kann sich in allen Sinnesmodalitäten äußern, entsprechend ist die Symptomatik vielfältig. Die betroffenen Patienten sind sich meistens ihrer Defizite nicht bewusst und empfinden ihr Verhalten zunächst als normal. Die Auswirkungen auf den Alltag unterscheiden sich je nach Schweregrad der Störung.
4. Therapie und Rehabilitation
Die differenzierte Diagnostik erfolgt im Rahmen der klinischen Neuropsychologie. Therapeutisch werden kompetenzzentrierte sowie kompensatorisch und restitutiv ansetzende Verfahren eingesetzt: Explorationstraining, Stimulation der Nackenmuskeln, computergestützte Stimulationsverfahren, die den optokinetischen Nystagmuseffekt nutzen.
5. Besonderheit
Ein visueller Neglect wird gelegentlich irrtümlich bei Patienten mit einem eingeschränkten Gesichtsfeld diagnostiziert. Bei Gesichtsfeldeinschränkungen ist jedoch ausschließlich die visuelle Wahrnehmung, d.h. das Sehen betroffen. Deshalb ist die Störungseinsicht des Patienten in der Regel deutlich besser.
6. Einzelnachweis
- ↑ Karnath, Goldenberg, Ziegler (Hrsg.), Klinische Neuropsychologie - Kongnitive Neurologie. 2., unveränderte Auflage. Thieme Verlag Stuttgart, 2022.
7. Quelle
- S2k Leitlinie – Diagnostik und Therapie von Neglect und anderen Störungen der Raumkognition. 030/126. 2023