High-T3-Syndrom: Unterschied zwischen den Versionen
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# ein echtes High-T3-Syndrom: Hier ist üblicherweise der T4-Spiegel erniedrigt oder normal, der T3-Spiegel aber erhöht. Ursache ist eine gesteigerte Aktivität peripherer | # ein echtes High-T3-Syndrom: Hier ist üblicherweise der T4-Spiegel erniedrigt oder normal, der T3-Spiegel aber erhöht. Ursache ist eine gesteigerte [[Summenaktivität peripherer Dejodinasen|Aktivität peripherer Dejodinasen]]. | ||
# ein latentes Hyperdejodierungssyndrom: Hier ist die Dejodierungsleistung zwar gesteigert, angesichts eines [[Low-T4-Syndrom]]s ist der T3-Spiegel aber aufgrund des Substratmangels nicht erhöht. | # ein latentes Hyperdejodierungssyndrom: Hier ist die Dejodierungsleistung zwar gesteigert, angesichts eines [[Low-T4-Syndrom]]s ist der T3-Spiegel aber aufgrund des Substratmangels nicht erhöht. | ||
Version vom 17. Dezember 2011, 11:48 Uhr
Synonyme: Hyperdejodierung, Hyperdeiodierung, Hyperdejodierungssyndrom
Englisch: High-T3 syndrome, hyperdeiodination syndrome, hyperdeiodation syndrome
Klassifikation nach ICD-10 | ||
---|---|---|
E05._ | Hyperthyreose | |
E07 Vorlage:!! Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der Schilddrüse | ||
E07.8 Vorlage:!! Euthyroid-Sick-Syndrom | ||
ICD-10-GM online (Version 2011) |
Definition
Das High-T3-Syndrom ist eine seltene Verlaufsform eines Non-Thyroidal-Illness-Syndroms. Während eine Erniedrigung des T3-Spiegels bei systemisch Kranken häufig ist (Low-T3-Syndrom), sind Erhöhungen meist auf spezielle Krankheitsbilder beschränkt.
Prizipiell lassen sich drei Konstellationen unterscheiden:
- eine T3-Hyperthyreose: Bei einer klassischen Hyperthyreose mit Erhöhung des T4-Spiegels kommt es konsekutiv durch Substratüberschuss zu einer gesteigerten T3-Bildung. Die T3-Hyperthyreose kann mit und ohne Hyperdejodierung einhergehen.
- ein echtes High-T3-Syndrom: Hier ist üblicherweise der T4-Spiegel erniedrigt oder normal, der T3-Spiegel aber erhöht. Ursache ist eine gesteigerte Aktivität peripherer Dejodinasen.
- ein latentes Hyperdejodierungssyndrom: Hier ist die Dejodierungsleistung zwar gesteigert, angesichts eines Low-T4-Syndroms ist der T3-Spiegel aber aufgrund des Substratmangels nicht erhöht.
Nicht jedes Hyperdeiodierungssyndrom führt daher zu einem High-T3-Syndrom. Bei gesteigerter Deiodierung im ZNS (z. B. bei Patienten mit Sepsis) kann sogar eine zentrale Hypothyreose resultieren.
Ätiologie und Pathogenese
Im Falle einer T4-Hyperthyreose ist die pathophysiologische Entstehung des High-T3-Syndroms durch den Substratüberschuss gut erklärt. Die Ursachen einer isolierten Hyperdejodierung sind dagegen bislang weitgehend unbekannt. In der Literatur wurden High-T3-Syndrome bei Patienten mit autonomen Adenomen, M. Basedow, follikulären Schilddrüsenkarzinomen und systemischer Sklerose beschrieben.
Diagnostik
Diagnosekriterien sind
- für eine T3-Hyperthyreose: Erhöhter T3-Spiegel und klinische Symptome, die für eine Hyperthyreose typisch sind (s. Burch-Wartofsky-Score).
- für ein High-T3-Syndrom: Erhöhter T3-Spiegel bei normalem oder niedrigem T4-Spiegel, erhöhte Summenaktivität peripherer Dejodinasen.
- für ein latentes Hyperdejodierungssyndrom: Normaler T3-Spiegel, T4-Spiegel erniedrigt, GD erhöht.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Klinik und der Ursache. Reine High-T3-Syndrome und eine latente Hyperdejodierung ohne Symptomatik bedürfen üblicherweise keiner Behandlung. Die Behandlung einer T3-Hyperthyreose wird durch unselektive Betablocker (z. B. Propranolol) unterstützt, da hierdurch die Dejodierung gehemmt wird. Auch Propylthiouracil hemmt periphere Dejodinasen.
Literatur
- Figge J, Leinung M, Goodman AD, Izquierdo R, Mydosh T, Gates S, Line B, Lee DW. The clinical evaluation of patients with subclinical hyperthyroidism and free triiodothyronine (free T3) toxicosis. Am J Med. 1994 Mar;96(3):229-34. PMID 8154510
- Murakami M, Araki O, Hosoi Y, Kamiya Y, Morimura T, Ogiwara T, Mizuma H, Mori, M. Expression and regulation of type II iodothyronine deiodinase in human thyroid gland. Endocrinology. 2001 Jul;142(7):2961-7. PMID 11416017
- Takamatsu J, Sugawara M, Kuma K, Kobayashi A, Matsuzuka F, Mozai T, Hershman JM. Ratio of serum triiodothyronine to thyroxine and the prognosis of triiodothyronine-predominant Graves' disease. Ann Intern Med. 1984 Mar;100(3):372-5. PMID 6546484.
- Kim BW, Daniels GH, Harrison BJ, Price A, Harney JW, Larsen PR, Weetman AP. Overexpression of type 2 iodothyronine deiodinase in follicular carcinoma as a cause of low circulating free thyroxine levels. J Clin Endocrinol Metab. 2003 Feb;88(2):594-8. PMID 12574186
- Miyauchi A, Takamura Y, Ito Y, Miya A, Kobayashi K, Matsuzuka F, Amino N, Toyoda N, Nomura E, Nishikawa M. 3,5,3'-Triiodothyronine thyrotoxicosis due to increased conversion of administered levothyroxine in patients with massive metastatic follicular thyroid carcinoma. J Clin Endocrinol Metab. 2008 Jun;93(6):2239-42. Epub 2008 Apr 8. PMID 18397985
- Shahin AA, Abdoh S, Abdelrazik M. Prolactin and thyroid hormones in patients with systemic sclerosis: correlations with disease manifestations and activity. Z Rheumatol. 2002 Dec;61(6):703-9. PMID 12491136.