ICD-Schlüssel
Synonym: ICD-Code
Englisch: ICD code
Definition
Der ICD-Schlüssel ist eine medizinische Klassifikation zur Systematisierung von Diagnosen. Sie wurde von der WHO initiiert und wird durch diese gepflegt. Die Abkürzung ICD steht für International Classification of Diseases ("Internationale Klassifikation von Krankheiten"). Aktuell (2023) gültig ist die Version ICD-11.
Versionen und Geschichte
Die Entwicklung des ICD-Systems geht auf Statistiken zu Todesursachen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurück. Schnell wurde erkannt, dass die statistische Auswertung durch eine eindeutige Klassifikation der Krankheitsbilder erleichtert würde. Da die bisherigen Klassifikationssystems unzureichend waren, wurden auf dem internationalen statistischen Kongress (Brüssel 1853) William Farr und Marc d'Espine beauftragt, eine neue Klassifikation zu entwickeln. Auf dem Folgekongress, der im Jahre 1855 in Paris abgehalten wurde, stellten sie zwei unterschiedliche Klassifikationen vor, der Kongress nahm dann eine Kompromiss-Liste mit 139 Rubriken an. Weitere Revisionen folgten in den Jahren 1864, 1874, 1880 und 1886.
Aus diesen ging schließlich die ICD-1-Klassifikation hervor, die im Jahre 1893 vom International Institute of Statistics angenomen wurde.
Bei ihrer Gründung im Jahre 1948 übernahm die WHO die Verantwortung für die mittlerweile 6. Version.
Die 7. (1955), 8. (1965) und 9. Version (1975) basieren auf einer ähnlichen Grundstruktur, haben aber jeweils die Fortschritte der wissenschaftlichen Erkenntnis berücksichtigt.
Seit 1967 übernehmen die Mitgliedsstaaten der WHO die jeweils aktuelle Fassung des ICD-Systems als Grundlage für ihre eigenen Statistiken.
1990 wurde die ICD-10 von der WHO verabschiedet und 1994 von den Mitgliedsländern eingeführt wurde. Mit der Einführung der ICD-10 waren grundlegende Änderungen in der Grundstruktur und Philosophie der Systematik verbunden, was mit verantwortlich für die lange Verwendung der ICD-9 war.
Neben der offiziellen WHO-Version gibt es eine spezielle deutsche Version, die ICD-10-GM (German Modification) aus dem Jahr 2004, die in der 10. Revision im Jahr 2008 veröffentlicht wurde. Diese Revision wird durch das DIMDI jährlich überarbeitet und aktualisiert.
Am 18.6.2018 wurde die 11. Version des ICD-Schlüssels (ICD-11) veröffentlicht, die im Mai 2019 verabschiedet wurde. Die ICD-11 trat am 1. Januar 2022 in Kraft. In Deutschland wird die ICD-11 derzeit (2023) noch nicht regelhaft angewendet, da sie noch vollständig übersetzt und modifiziert sowie in bestehende Strukturen integriert werden muss. Nach einer Übergangszeit von mindestens 5 Jahren soll die Kodierung nur noch nach ICD-11 erfolgen.
Für Diagnosen im Bereich der Psychiatrie wird alternativ häufig das amerikanische Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) verwendet.
Rechtliche Bedeutung
Nach den §§ 295 und 301 des 5. Sozialgesetzbuchs (SGB-V) sind in Deutschland Ärzte und Krankenhäuser zur Diagnoseverschlüsselung nach ICD verpflichtet.
Der ICD ist zusammen mit der OPS-Verschlüsselung für Krankenhäuser Grundlage des DRG-Systems, das seit 2003 die Berechnungsgrundlage für die Leistungsvergütung in Deutschland ist. Ziel dieses Systems ist es, trotz zunehmender Belastung des Gesundheitswesens durch die demographische Entwicklung eine Steuerungsmöglichkeit der Kostenentwicklung zu erhalten.
Beispiele
Beispiele und Übersichtsartikel mit ICD-Schüsseln:
- FlexiReader: GK2 - Gesamtübersicht
- Atemwegserkrankungen
- Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
- Erkrankungen und Zustände in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
- Krankheiten der Haut und der Unterhaut
- Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes
- Neoplasien
- Psychische und Verhaltensstörungen
Quellen & Links
- WHO
- DIMDI
- ICD Suchmaschine
- Spektrum - Eine neue Klassifikation der Krankheiten, abgerufen am 09.06.2022
- Bfarm - ICD-11, abgerufen am 09.06.2022