Endokriner Disruptor
Synonyme: hormonaktive Substanz, Xenohormon, endokrin aktive Substanz, EAS, EDC
Englisch: endocrine disruptor, endocrine disrupting chemical, EDC
Definition
Unter dem Begriff endokrine Disruptoren werden chemische Verbindungen zusammengefasst, die in das Hormonsystem von Säugetieren eingreifen können. Sie stören die natürlichen hormonellen Signalwege und können damit Wachstums- und Entwicklungsprozesse beeinflussen.
Biochemie
Endokrine Disruptoren stellen eine sehr heterogene Substanzgruppe dar, so dass kein allgemeingültiger Wirkmechanismus beschrieben werden kann. Sie können die körpereigene Hormonproduktion- und freisetzung oder den Transport und Abbau von Hormonen beeinflussen. Viele endokrine Disruptoren ähneln strukturell Sexualhormonen und können dadurch deren Wirkung an Zielgeweben nachahmen oder behindern.
Vorkommen
Endokrine Disruptoren können natürlichen oder synthetischen Ursprungs sein. Isoflavonoide und Lignane, die z.B. in Sojabohnen oder Kichererbsen vorkommen, ähneln strukturell Östrogenen und binden die entsprechenden Rezeptoren, wenn auch mit geringerer Wirkung. Die Substanzen werden daher auch als Phytoöstrogene bezeichnet.
Für diverse synthetische Verbindungen wurden hormonähnliche Wirkungen beschrieben. Dazu gehören Phthalate und Bisphenol A, die bei der Herstellung von Kunststoffen eingesetzt werden. Das mittlerweile in vielen Ländern verbotene Insektizid Dichlordiphenyltrichlorethan war eine der ersten Substanzen, für die eine Wirkung auf das endokrine System beschrieben wurde.
Anwendung
Die Wirkung und der Einsatz von endokrinen Disruptoren werden kontrovers diskutiert. Besonders für Substanzen pflanzlichen Ursprungs sind positive Wirkungen beschrieben worden. Phytoöstrogene werden z.B. zur Milderung von klimakterischen Beschwerden eingesetzt. Gleichzeitig wird eine erhöhte Aufnahme von hormonähnlichen Substanzen über die Umwelt mit der Zunahme von bestimmten Tumoren und einer verminderten Fertilität bei Männern in Zusammenhang gebracht.