Tränenwegsatresie (Pferd)
Definition
Als Tränenwegsatresie des Pferdes bezeichnet man eine angeborene Obstruktion des Tränengangsystems, wobei entweder die Ausführungspapille, das Tränenpünktchen oder die distalen Bereiche des Tränennasengangs betroffen sind.
Ätiologie
Es handelt sich um eine angeborene Erkrankung.
Klinik
Klinische Symptome treten bereits im Fohlen- bzw. Jungpferdealter auf. Als Leitsymptom gilt der ungewöhnlich starke und chronische Augenausfluss, der zuerst einen serösen und später mukösen oder purulenten Charakter aufweist. In den meisten Fällen handelt es sich um eine einseitige Erkrankung, selten können aber auch beide Augen betroffen sein. In chronischen Fällen kommt es im Verlauf des Sekretflusses aufgrund ständiger Irritationen zu Haarausfall.
Je nach Lokalisation der Atresie entsteht ein Flüssigkeitsstau oberhalb des Verschlusses. Ein Fehlen der Ausführungspapille ist durch eine Vorwölbung der Nasenschleimhaut in der Nasenöffnung erkennbar. Falls gar ein Teil des distalen Tränennasenganges fehlt, ist der Flüssigkeitsstau weiter proximal ersichtlicht.
Beim Fohlen sind die klinischen Anzeichen häufig noch sehr diskret und werden erst später (im Alter von ein bis zwei Jahren) deutlicher. Aufgrund dessen wird angenommen, dass die Füllung und Anstauung der tränenableitenden Wege und des Tränensacks (Saccus lacrimalis) eine gewisse Zeit benötigen.
Diagnostik
Die Diagnose kann in der Regel anhand des Nationales (typisches Alter), der eindeutigen klinischen Symptome und der diagnostischen Spülung mithilfe einer Fluorescein-Lösung gestellt werden. Bei der Spülprobe wird die Farbstofflösung entweder bei den Tränenpunkten oder ins Ostium nasolacrimale eingeführt und dann beurteilt, ob diese an der jeweils anderen Öffnung wieder austritt.
Zur sicheren Identifizierung der atretischen Bereiche können Röntgenkontraststudien (Dakryozystorhinografie) des Tränenapparates hilfreich sein.
Therapie
Konservative Therapieversuche sind nicht zielführend. In den meisten Fällen sind chirurgische Interventionen notwendig, die - je nach nach Lokalisation der Atresie - in verschiedener Weise durchgeführt werden.
Eine Atresie des Ostium nasolacrimale kann mithilfe eines vom Tränenpünktchen aus eingeführten Katheters behoben werden. Der Katheter wird vorsichtig bis zum verschlossenen Ostium nasolacrimale vorgeschoben, wo dann ein Schleimhautstück exzidiert und somit eine artifizielle Öffnung erzeugt wird. Um ein ungewünschtes Zuheilen der künstlich geschaffenen Öffnung zu verhindern, wird ein zirkuläres Vernähen der Inzisionsränder und das Einlegen eines Silikonkatheters für etwa zwei bis drei Wochen empfohlen.
Bei einer Atresie des Tränenpünktchens wird in ähnlicher Weise eine artifizielle Öffnung geschaffen. Betrifft die Atresie den distalen Anteil des Tränennasenganges, muss je nach Lokalisation gehandelt werden. Es sollte behutsam vorgegangen werden, da bei unvorsichtiger Einführung des Katheters und Verletzung der Conchae heftige Blutungen entstehen können.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
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