Thiocyanat-Cyanid-Zyklus
Englisch: thiocyanate-cyanide cycle
Definition
Der Thiocyanat-Cyanid-Zyklus bezeichnet den Abbauweg und die damit einhergehende Entgiftung von Cyanid.
Ablauf
Das Schlüsselenzym des Thiocyanat-Cyanid-Zyklus ist die 3-Mercaptopyruvat-Sulfurtransferase. Sie katalysiert die Umwandlung von 3-Mercaptopyruvat zu Pyruvat, einen wichtigen Zwischenschritt im Metabolismus der Aminosäure Cystein.
Das bei der Reaktion entstehende Persulfid (RSSH) ist hochreaktiv und zerfällt zu Sulfiden (S2-) und Thiolen (SH-). In Anwesenheit von Cyanid wird es sulfuriert. Das dabei entstehende Thiocyanat ist - im Gegensatz zu Cyanid - nicht toxisch.
Therapie von Cyanid-Intoxikationen
Wenn ein Überschuss an Substrat (3-Mercaptopyruvat) vorliegt, liegt das Gleichgewicht gemäß des Massenwirkungsgesetzes auf der Produktseite der Reaktion, so dass vermehrt Persulfid gebildet wird, das Cyanid neutralisieren kann. 3-Mercaptopyruvat ist für den therapeutischen Einsatz als Antidot aber nicht stabil genug. Es wird deshalb seit einigen Jahren intensiv an Wirkstoffen geforscht, welche die Mercaptopyruvat-Sulfurtransferase stimulieren.
Ein experimentelles Antidot, das im Tierexperiment vielversprechende Ergebnisse zeigt, ist Sulfanagen. Als Prodrug verabreicht, entsteht durch Biotransformation der aktive Metabolit. Es muss daher im Gegensatz zu bisherigen Antidoten nicht i.v. infundiert werden, sondern kann oral verabreicht werden.
Quellen
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