Talimogen-Laherparepvec
Synonyme: T-Vec, T-VEC, OncoVEXGM-CSF
Handelsname: Imlygic®
Definition
Talimogen-Laherparepvec ist ein rekombinantes, modifiziertes Herpes-simplex-Virus vom Typ 1, das weiterhin replikationsfähig ist. Es wird als onkolytische Immuntherapie beim malignen Melanom eingesetzt.
Modifikationen
Die Gene ICP34.5 und ICP47 des HSV-1 wurden mittels funktioneller Deletion aus dem Virus entfernt. Diese Modifikationen sorgen dafür, dass das Virus selektiv Tumorzellen infiziert und sich in ihnen massiv vermehrt.
ICP47 reguliert beim Wildtyp des HSV-1 einen Mechanismus der Immunevasion, indem es die Bildung des antigenpräsentierenden MHC-Klasse-I-Komplexes auf der Zellmembran herunterregelt. Durch die Entfernung des ICP47-Gens wird diese Downregulation vermieden und damit die vorzeitige Lyse der infizierten Tumorzellen durch Killerzellen und zytotoxische T-Zellen verhindert. Außerdem wird die Virusreplikation verstärkt. Die Tumorzellen gehen schließlich durch die massive Virusproduktion zugrunde, wobei die mit der Zelllyse freigesetzten Viren im Sinne eines Kaskadeneffekts weitere Tumorzellen infizieren.
In das Virusgenom wurde zusätzlich ein Gen eingeschleust, das für den humanen Granulozyten-Makrophagen-koloniestimulierenden Faktor (GM-CSF) kodiert.
Da der Wildtyp des HSV-1 sich nicht in die DNA der Wirtszelle integriert, ist nicht davon auszugehen, dass Mutagenitätseffekte auftreten.
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit ist durch direkte Applikation in das betreffende Gewebe nicht weiter beschrieben.
Die Elimination erfolgt allgemein im Rahmen einer Immunreaktion, die schließlich in katabole Abbauvorgänge endet. Wie beim normalen HSV-1 Virus ist eine latente Infektion nicht ausgeschlossen.
Pharmakodynamik
Das GM-CSF ist ein immunstimulierendes Protein. Dieses wird nach der Therapie vermehrt in den Tumorzellen gebildet, was zum Absterben selbiger führt. Hierbei werden Antigene der Tumorzellen frei, gegen die der Körper, so vermutet man, eine spezifische Anti-Tumor-Immunantwort schafft.
Ein Mausmodell zeigt, dass vollständig geheilte Mäuse danach immun gegen erneut injizierte Tumorzellen waren.
Gesunde Zellen sind gegenüber Talimogen-Laherparepvec immun, beziehungsweise schützen sich gegen dieses.
Indikation
Die Indikation umfasst Erwachsene mit einem Melanom, das metastasiert und nicht resezierbar ist.
Die Metastasen dürfen sich weder in Knochen, Hirn, Lunge oder anderweitig viszeral befinden.
Darreichungsform
Das Medikament wird i.v. gegeben. Injiziert wird kutan, subkutan oder nodal.
Dosierung
Gerechnet wird in Plaque-bildenden-Einheiten. Es stehen 10^6 und 10^8 Einheiten pro ml zu Verfügung. Pro Behandlung werden maximal 4 ml Gesamtvolumen verwendet.
Gespritzt wird in jede einzelne Läsion, abhängig von deren Größe. Begonnen werden soll mit den größten Läsionen. Die Reichweite geht hierbei von 0,1 bis 4 ml pro Läsion.
Das Ansprechen der Therapie kann bis zu 6 Monate in Anspruch nehmen. Ein vorerst weiteres Wachstum des Melanoms ist möglich.
Appliziert wird nach der Erstinjektion zunächst drei Wochen später und dann alle 2 Wochen.
Nebenwirkungen
An der Injektionsstelle kann es zu Reaktionen kommen. Beispielsweise sind Plasmozytome, Nekrosen, Ulzerationen oder Zellulitis.
Autoimmunerkrankungen können Schübe entwickeln oder sich verschlimmern. Risiko und Nutzen sollten entsprechend bewertet werden.
Eine Obstruktion der Atemwege ist möglich, sofern nahe der Atmungsorgane behandelt wird.
Patienten, die HSV-1 seronegativ sind, können zu Beginn der Behandlung Immunreaktionen wie Schüttelfrost und Pyrexie zeigen. Diese sind eine Reaktion auf das Virus.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Fatigue und Übelkeit und bakterielle Infektionen.
Zu 98 % waren die Nebenwirkungen mild bis mäßig schwer ausgeprägt.
Wechselwirkungen
Es findet eine Wechselwirkung im dem Wirkstoff Aciclovir statt. Dieser richtet sich gegen Herpes Simplex-Viren Typ 1. Dies gilt auch für andere antivirale Wirkstoffe.
Weiter wurden keine Studien durchgeführt.
Kontraindikationen
Kinder dürfen nicht mit Talimogen-Laherparepvec therapiert werden, da keine Daten vorliegen. Dies gilt auch für schwer Immunsuppremierte Patienten. Das Virus ist zwar abgeschwächt, jedoch unter diesen Umständen laut Tierexperimenten dennoch möglicherweise pathogen.
Zulassung
Die Zulassung in Deutschland erfolgte am 16. Dezember 2015.
Nutzenbewertung
Laut des Berichts vom G-BA lassen die Daten keine Aussage über einen Zusatznutzen gegenüber anderen Therapien zu (09/16). Es fehlen Vergleichsstudien, die dies untersuchen. Es liegt nur die Zulassungsstudie vor.
Kosten
1500-6000 € pro Behandlung
Studien
Imlygic-Studie 005/05 der Firma Amgen (Zulassungsstudie)
Quellen
- Fachinformation Imlygic®, Firma Amgen
- I:fox-Arzneimitteldatenbank
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