Tumorinfiltrierende Lymphozyten

Tumorinfiltrierende Lymphozyten kommen im Tumorstroma, in der Tumormikroumgebung und im Tumorzellverband selbst vor. Treten sie in großer Zahl zwischen den Tumorzellen auf, sind sie das Zeichen einer Immunreaktion auf das Tumorgewebe. Ihre Anwesenheit ist daher oft mit einem besseren klinischen Outcome assoziiert. Allerdings treten nicht alle TILs in Interaktion mit den Tumorzellen - in der Peripherie des Tumors kommen sie auch ohne tumorbezogene Aktivität vor.

TILs werden als adoptiver Zelltransfer seit einigen Jahren experimentell in der Immunonkologie zur Behandlung maligner Tumoren eingesetzt, vor allem beim malignen Melanom.

Um TILs zu gewinnen, bereitet man frisch reseziertes Tumorgewebe zu kleinen Gewebeteilen oder Tumorzellsuspensionen auf. Die TILs werden dann in verschiedenen Zellkulturen vermehrt und auf ihre antitumorale Wirkung gescreent. Geeignete Zellen dürfen sich dann unter Zugabe hoher Dosen Interleukin-2 über mehrere Wochen vermehren. Anschließend selektiert man nochmals die aktivsten Zelllinien und expandiert sie mit Anti-CD3-Antikörpern. Die so angezüchteten Zellen werden dem Patienten nach einer Lymphozytendepletion reinfundiert.

In klinischen Studien ließ sich bei metastasierten Melanomen die Tumorlast deutlich reduzieren und in rund 20% der Fälle eine mehrjährige Remission erzielen. Im Einzelfall ist aber schwer vorherzusagen, bei welchem Patienten die Therapie anschlägt. TILs werden zur Zeit (2022) bei vielen verschiedenen Tumoren getestet, u.a. bei kolorektalen Karzinomen, Zervixkarzinomen und Ovarialkarzinomen.

• Sterre T. Paijens, Annegé Vledder, Marco de Bruyn & Hans W. Nijman: Tumor-infiltrating lymphocytes in the immunotherapy era. Cellular & Molecular Immunology volume 18, pages 842–859 (2021)