Kontinenzorgan
(Weitergeleitet von Schließapparat)
Synonym: Schließapparat
Definition
Unter dem Kontinenzorgan versteht man die funktionelle Einheit aus den Verschlußmuskeln (Musculus sphincter ani internus und externus) und dem arteriovenösen Plexus des Anus. Das Kontinenzorgan verschließt den Analkanal und ermöglicht damit für das willkürliche Zurückhalten des Stuhls, das als Kontinenz bezeichnet wird.
Aufbau
Das Kontinenzorgan besteht aus mehreren anatomischen Strukturen, deren intaktes Zusammenspiel die komplexe Kontinenzleistung ermöglicht:
- Innerer Schließmuskel (Musculus sphincter ani internus): Ein Ringmuskel aus glatter Muskulatur, der bei unwillkürlicher Steuerung etwa 70% der Kontinenzleistung erbringt.
- Äußerer Schließmuskel (Musculus sphincter ani externus): Er kann willkürlich angespannt werden und kurzzeitig die Verschlusskraft deutlich erhöhen ("Kneifdruck").
- Sensible Schleimhaut des Analkanals: Über diese Auskleidung des Analkanals können die unterschiedlichen Qualitäten von Luft, flüssigem und festem Stuhl wahrgenommen werden.
- Schwellkörper (Corpus cavernosum recti): Dieses am inneren Rand des Schließmuskels gelegene Gefäßpolster bewirkt den luft- und feuchtigkeitsdichten Verschluß.
- Puborektale Schleife (Musculus puborectalis und Flexura perinealis): Durch den Zug des kontrahierten Musculus puborectalis (Teil des Musculus levator ani) an der Flexura perinealis wird diese nach ventral verlagert. Hierdurch verstärkt sich die Biegung in diesem Bereich und trägt zur Kontinenz bei.
- Reservoirfunktion des Enddarmes: Im letzten Teil des Enddarmes kann der Stuhl gesammelt werden, bis eine Wahrnehmung über Dehnungsrezeptoren in der Wand Stuhldrang signalisiert und dann der Defäkationsvorgang eingeleitet wird.
- Beckenboden: Die Muskeln und Faszienzüge des Beckenbodens bilden eine Abschlußplatte, die beim aufrechten Gang des Menschen die Last des Bauchinhaltes zu tragen hat. In sie ist der Verschlußapparat eingebettet.
Jede dieser Organstrukturen kann in ihrer Form oder Funktion gestört sein und damit zur Stuhlinkontinenz führen.
siehe auch: Kontinenz, Stuhlinkontinenz
Fachgebiete:
Bauch- und Beckeneingeweide, Physiologie
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